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22/01/2022

MICHAEL SCHNEIDER
„Das genetische Tschernobyl steht uns erst noch bevor!“
Ein fiktives Streitgespräch über die Privatisierung des Genpools und seine Folgen


Michael Schneider, 2002

Das folgende fiktive Streitgespräch * zwischen Craig Venter, dem „Bill Gates der Gene“, und  Erwin Chargaff, dem Nestor der Genforschung und international renommiertem Kritiker der Biotechnologie, schrieb Michael Schneider 2002 für den Deutschland-Radio. Die Warnungen und düsteren Prophezeiungen Erwin Chargaffs haben heute, da die in Bedrängnis geratenen transnationalen Oligarchien ihre Bevölkerungen mittels einer inszenierten „Pandemie“ in den Würgegriff genommen haben, die auf der Ebene der Global Governance beginnt und tief in die Souveränität des Individuums eingreift, eine geradezu gespenstische Aktualität gewonnen. Haben wir es doch mit einer aben wtransnationalen biopolitischen Machtergreifung zu tun, die per Massenimpfung mit genetisch manipulierten, kaum erprobten und hochriskanten mRNA-Impfstoffen direkt in die intrazellulären Steuerungsmechanismen eingreift und die natürliche Immunität nachhaltig schwächen, wenn nicht gar irreversibel zerstören.

*Für diese fiktive Talkrunde wurden viele Originalzitate aus den Interviews und Werken Erwin Chargaffs (bei Klett-Cotta erschienen) und aus den  Interviews von Craig Venter benutzt.

 

Moderatorin: Irgendwann war es Adam und Eva im Paradiese langweilig. Und dann haben sie vom Baum der Erkenntnis gegessen. So kam es nach christlicher Überlieferung zum Sündenfall. Erleben wir jetzt mit der Gentechnik den zweiten Sündenfall, Herr Chargaff?

Chargaff: Der Apfel vom Paradiesbaum, die erste Frucht der Erkenntnis, schmeckte noch süß. Der zweite ist mit Sicherheit verdorben, ein gentechnisch verändertes Produkt der Firma Monsanto! Gottes Handwerk mit Staunen zu begreifen, war das Ziel früherer Naturforscher von Newton bis Gregor Mendel. Gott sein Werkzeug aus der Hand zu winden und damit Kasse zu machen, ist das Ziel der heutigen Biologen und Forscher. Der Mensch hätte die Finger von zwei Kernen lassen sollen: vom Atomkern und vom Zellkern. Die Gentechnik wird noch weitaus schlimmere Folgen haben als die Atomenergie.

Moderatorin: Herr Venter! Sie haben mehr Gene geknackt als irgendein anderer Forscher der Welt. Mit Ihrer aus Mitteln der Privatwirtschaft finanzierten Firma Celera haben sie die Forscher des aus öffentlich finanzierten Mitteln Human Genom Projektes (HUGO) ein- und überholt. Als erster konnten Sie nun der Welt die frohe Botschaft verkünden: die „Blaupause des menschlichen Erbgutes“ liegt vor, die Kartierung des Genoms ist abgeschlossen! In der US-Presse nennt man Sie den „König“ oder den „Bill Gates der Gene“...Trägt die Schlange der Versuchung  heute einen weißen Laborkittel?

Venter: Ich bin weder Heilsprophet  noch Apokalyptiker, sondern Arzt und Wissenschaftler. Entgegen allen Kassandrarufen sind sich die Experten darin einig, dass die Entschlüsselung des Genoms die Medizin der Zukunft revolutionieren wird, daß wir mit ihrer Hilfe bis dahin unheilbare Krankheiten werden heilen können und daß wir erstmals in der Lage sein werden, vom bloßen Beobachter zum Architekten der Evolution zu werden.

Moderatorin: Das heißt doch nichts anderes, als daß wir nun selber Gott spielen wollen. 

Venter: Wir tun es schon längst - jedes Mal, wenn wir ein Verhütungsmittel benutzen oder eine Niere verpflanzen.

Moderatorin: Gentechnik und Biomedizin versprechen uns wahre Wunder: das baldige Ende der großen Volkskrankheiten und Epidemien wie Krebs, Aids und Alzheimer...

Chargaff: Nur zwei Epidemien entgingen bislang der Forschung: der Genrausch und das Börsenfieber.

Moderatorin: ...das Hinauszögern des Alterungsprozesses und sogar die Erzeugung neuer transgener Lebewesen und Chimären. Hat der achte Schöpfungstag begonnen, Herr Chargaff?

Chargaff: Im Gegenteil: die Epoche der Demiurgen, der größenwahnsinnigen Zwerge und geschäftstüchtigen Scharlatane, hat begonnen. Die Gesundheit ist der Vorwand, mit dem die heutigen Molekularbiologen, Gentechnokraten und Mediziner ihre gefährlichen Grenzüberschreitungen zu rechtfertigen suchen. Dem Fötus wird etwas entnommen, was, ins Gehirn eines Parkinson-Kranken verpflanzt, Wunder wirkt, zumindest für den Chirurgen. Tiefgefrorene Embryos werden schließlich zum Tod im Mistkübel verurteilt. Requiescat in dollaribus! Leihmütter streiten sich um Kind und Profit. In-vitro-babies kennen weder Vater noch Mutter, an ihrer Wiege standen milde lächelnd Pipetten und Pinzetten, vielleicht auch noch Gynäkologe und Advokat  mit ihren Schecks. Krankheit und Tod haben ihre feste Form im Menschenleben eingebüßt, und werden, als Irrtümer des Schicksals erkannt, einer sofortigen Korrektur unterzogen.

Venter: Immer wenn die Menschheit vor einem Quantensprung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts steht, haben die Fortschrittspessimisten und professionellen Kassandras ihren großen Auftritt. Dann geht das Gezeter los: Blasphemie! Teufelswerk! Gegen die Einführung der Eisenbahn gab es seinerzeit nicht weniger Geschrei wie heute gegen die Errungenschaften der Gentechnologie, der Bio- und Reproduktionsmedizin. 

Hans Erni

Chargaff: Die Eisenbahn ist zwar sehr schmutzig, aber sie greift nicht ein in die Schöpfung; sie ist bloß eine schnellere Kutsche. Die heutige Gentechnik aber möchte die Natur und den Menschen verbessern. Alle früheren Kulturen haben in ihren Kosmologien, Religionen und Mythen ihre Ehrfurcht vor dem Wunder der Schöpfung bekundet. Sie haben zahllose Tabus aufgerichtet, um Mutter Natur und das Leben zu schützen. Wir sind die erste Zivilisation der Weltgeschichte, die den Respekt vor dem Leben verloren hat. Wie mutwillige Kinder mit ihrem Lego-Baukasten manipulieren die Gentechnologen an den Bausteinen des Lebens herum, die in Jahrmillionen entstanden sind. Sie verwandeln die lebendige Welt in genetischen Gulasch, verpflanzen etwa Menschengene in Mäuse - mit dem Resultat, daß am Rücken einer Maus ein menschliches Ohr wächst, und kassieren für diese grausigen Parodien des Lebens auch noch Millionen an Forschungsgeldern. Ja, sie glauben sogar, das Leben nach Belieben umformen und verbessern zu können. Das ist furchtbar, das ist lächerlich und unendlich traurig zugleich. Vielleicht müssen wir wieder Furcht und Zittern lernen und, selbst ohne Gott, die Scheu vor dem Heiligen.

Venter: Sie sind ein Hausierer der Trübsal, Herr Chargaff!  Wir kennen heute etwa 5000 genetisch bedingte Erkrankungen des Menschen. Dazu gehören Muskeldystrophie, Hämophilie-  die Bluterkrankheit-, Mukoviszidose, Sichelzellenanämie und das Tay-Sachs-Syndrom. Einen besonders hohen Tribut fordern diese bei Kindern. Über Tausende von Jahren stand die Medizin diesen Krankheiten hilflos gegenüber; erst die  molekulare und Biomedizin hat neue Strategien und Therapien entwickelt, um diesen Erbkrankheiten zu Leibe zu rücken. Und in etlichen Fällen sind diese Therapien bereits heute erfolgreich. Und da sagen Sie: Laßt die Finger davon! Rührt nicht am Allerheiligsten, den Bausteinen des Lebens! Was im Klartext heißt: Überlaßt diese schwerstkranken Menschen lieber ihrem Schicksal!

Chargaff: Ich stelle ja nicht in Abrede, daß gewisse Erbkrankheiten mit Hilfe der Molekularmedizin in Zukunft vielleicht therapiert werden können. Die bisherige Bilanz der mit so viel Vorschuss-Lorbeeren bedachten Gentherapie ist allerdings niederschmetternd. Die an rund 3000 Patienten eingesetzte somatische Gentherapie hat bislang keine einzige Heilung erzielt. Nur viele sind krank geworden, manche sogar gestorben. Die weltweit größte Studie zur Gentherapie bei Patienten mit besonders bösartigen Hirntumoren ist wegen Wirkungslosigkeit abgebrochen worden. Dennoch werden viele Milliarden an öffentlichen Geldern, Steuergeldern, in eine Forschung gepumpt, die bislang keinem einzigen Menschen geholfen hat. Warum wohl? Weil es ein Milliarden-Bio-Business ist. Wo immer drei Ärzte zusammen sind, sitzt die Pharmaindustrie unterm Tisch und hört zu. Zwischen Patient und Patent liegt nämlich nur ein kleines „i“.

Venter: Heutige Hightech-Forschung betreibt man nicht mehr in Fausts „Studierzimmer“. Dazu benötigt man das Risikokapital der freien Wirtschaft. Auf dem 200 Mrd-Dollar-Markt der Gentechnologie herrscht ein gnadenloser Wettbewerb. Das ist allerdings kein Akt der Nächstenliebe, es ist Business, Geschäft an vorderster Front von Forschung und Medizin.

Chargaff: Folgerichtig erreichte Ihre Erfolgsnachricht von der Entschlüsselung des Genoms die Scientific Community über die Börsenticker. Die heutige Naturwissenschaft ist Teil der freien Marktwirtschaft geworden. Der Börsenkurs ist das Ziel. Heute sitzen schon die Studenten mit den Patentanwälten zusammen. Heute hätte Newton ein Patent auf die Schwerkraft...

Venter: Im 17. Jahrhundert gab es halt noch kein Patentamt... Heute treibt nicht mehr die Wissenschaft, die geniale Forscherpersönlichkeit, an deren Ikone Ihr Herz offenbar hängt, sondern die Industrie die Entwicklung voran. Die Pharmafirmen haben die ungeheuren Möglichkeiten der biomedizinischen Nutzung des Genoms erkannt. Sie können nun die Buchstabenfolge nach Genen durchforsten, die medizinisch nutzbar sind.

Moderatorin: Herr Venter! Ihre Firma Celera hat inzwischen 6500 Patente auf isolierte Gene angemeldet- Grundlage eines Monopols im Genzeitalter?  Die Lizenzen Ihrer Gendaten-Banken, die von den großen Pharma-Konzernen genutzt werden, scheinen äußerst gewinnträchtig zu sein, wie der Börsenflug Ihrer Firma zeigt.

Venter: Patente machen niemanden zum Besitzer bestimmter Gene, es geht nur um zeitlich limitierte Lizenzen. Ohne Patentschutz wird keine Pharmafirma 500 Millionen Dollar investieren, um aus einer Idee ein marktreifes Produkt zu machen.

Chargaff: Leben ist keine Erfindung, auch keine Entdeckung, die einen Anspruch auf geistiges Eigentum begründen könnte. Darum waren lebende Organismen und deren Bestandteile früher von der Patentierung ausgeschlossen. Doch unter dem massiven Druck der Biotech -und Pharmalobbys wurde der Geltungsbereich des Patentrechts immer mehr ausgedehnt: Zuerst auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und Saatgut, dann auf transgene Säugetiere wie die Harvard-Maus. Jetzt patentiert man sogar menschliche Gene, gentechnisch veränderte embryonale Stammzellen und das Verfahren zum Klonen von Embryonen. Man patentiert und privatisiert die Ergebnisse von dreieinhalb Milliarden Evolution, mithin: das gemeinsame Erbe der Menschheit. Das ist nicht nur ein Verbrechen, es ist ein Zivilisationsbruch ohne Beispiel!

Venter: Warum schließen Sie nicht gleich die Apotheken und nehmen den Diabetikern ihr Insulin weg? Dafür gibt es nämlich auch ein Genpatent.

Chargaff: Die entscheidende Frage ist: Wem gehört das Leben auf diesem Planeten? Wer hat die Kontrolle über die genetischen Ressourcen? Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Frostfeste Tomaten  mit Genen der arktischen Flunder, insektenresistente Tabakpflanzen mit Skorpion-Genen, Rinderwachstumshormone in Lachsen, groß wie Schlittenhunde, genmanipulierte Labormäuse mit menschlichen Krebsgenen - die Bioindustrie ist dabei, sich das Leben in all seinen Formen untertan zu machen mit Selektieren, Manipulieren und Patentieren. Nach alter Goldgräber-Praxis aus dem Wilden Westen werden Claims abgesteckt, darunter das ersehnte grüne Gold vermutet wird. Aneignung via Patente kann alles, was lebt, in die Hand des Marktes bringen. Und der kennt bekanntlich keine Ethik, keine Moral. Es wird nicht mehr lange dauern, und wir werden den ersten patentierten Menschen begrüßen dürfen. Dann wird eine ganz neue Art der Leibeigenschaft heraufziehen. Denn der Geltungsbereich eines Patents umfaßt sämtliche Folgeprodukte und Nachkommen einer gentechnisch veränderten Spezies.

Refik Anadol, Quantum Memories, 2020

Venter: Offenbar haben Sie den Ehrgeiz, der neue Savanarola des Genzeitalters zu werden. Gentechnik und Patentrecht sind in Ihren Augen Werkzeuge des Teufels. Die gewaltigen Ertragssteigerungen, die etwa mit gentechnisch verändertem Mais, Reis oder Soja schon heute in vielen Ländern des Südens erzielt werden und die uns langfristig die Chance bieten, den Hunger in der Welt zu besiegen, sind Ihnen keine Silbe wert. So wenig wie die ungeheuren medizinischen Möglichkeiten, die das therapeutische Klonen bietet. Embryonale Stammzellen mit ihrer Totipotenz können, bei entsprechender chemischer Stimulation, nahezu jedes kranke Gewebe oder Organ ersetzen. Unter Experten gelten sie schon heute als „die Wunderwaffen der Medizin“.

Chargaff: Mit  „Wunderwaffen“ aller Art hat die Menschheit hinreichende Erfahrungen gemacht. Sie braucht keine neuen.

Venter: In zehn Jahren wird jeder Mensch die wichtigsten Teile seines Erbgutes für ein Honorar von einigen tausend Dollars innerhalb weniger Stunden bestimmen lassen können. Die wissenschaftliche Genanalyse wird offenbaren, von welchem Leiden einem Patienten besondere Gefahr droht. Zum Beispiel bestimmt eine einzige Variation im Erbgut darüber, ob jemand mit fünfzig an der schrecklichen Huntington’ schen Krankheit sterben wird. Die prädiktive Medizin wird uns nicht nur ganz neue Möglichkeiten der therapeutischen Vorbeugung an die Hand geben, sie wird es uns auch erlauben, die explodierenden Kosten im Gesundheitswesen herunterzufahren.

Chargaff: Mit Gen-Chips und prädiktiver Medizin wird das massenhafte Geschäft mit der Angst bislang ungeahnte Höhen erreichen. Die Schicksale von Frauen, die sich als Trägerinnen des „Brustkrebsgens“, der erblichen Genmutation BRCA-2, vorsorglich beide Brüste amputieren ließen, obwohl über 80 Prozent der 50-jährigen Genträgerinnen noch gesund sind, gibt uns schon heute einen Vorgeschmack auf die Auswirkungen einer unbarmherzigen zukünftigen Wissensbürde. Bald wird man uns die Pflicht auferlegen, uns erst über unsere genetische Verfassung zu informieren, bevor wir uns fortpflanzen dürfen. Für James Watson, den Entdecker der DNS- Doppelhelix, gilt es heute schon als „unmoralisch, die Geburt von Kindern mit gravierenden genetischen Defekten zuzulassen.“

Venter: Sie argumentieren wahrhaftig vom hohen Roß herunter! Versetzen Sie sich einmal in die Lage einer schwangeren Frau, die nach einem pränatalen Test vor der Entscheidung steht, ihr mongoloides Baby auszutragen oder es abtreiben zu lassen! Wollen Sie dieser Mutter im Namen einer rigiden und althergebrachten Ethik etwa vorschreiben, daß sie ihr verkrüppeltes Kind gefälligst auszutragen und ihr weiteres Leben der Betreuung eines Pflegefalls zu widmen habe - von der Dauerbelastung für die Krankenkassen gar nicht zu reden?

Chargaff: Nein, würde ich nicht. Es ist allein Sache der Eltern, sich für oder gegen eine Abtreibung zu entscheiden. Doch bin ich mir sicher: Würde man das Prinzip, spätere Patienten mit hohen Pflegekosten zu vermeiden, analog auf Unfallopfer anwenden und etwa fordern, vorsorglich die Autos abzuschaffen, wäre wohl in der Bevölkerung mit weniger Verständnis zu rechnen, als bei der Forderung, Menschen mit genetischen Defekten abzuschaffen.

Moderatorin: Sind genetische Massenscreenings, wie sie von Krankenkassen, Versicherungen und Arbeitgebern in Großbritannien und den USA schon offen diskutiert und gefordert werden, das Einfallstor in die genetifizierte Klassengesellschaft? 

Chargaff: Bald wird man feststellen, daß am Chromosom 23  etwas defekt ist. Dann wird die Chase Manhatten-Bank sagen: „Der Mann kann bei uns nicht Kassierer sein!“  Oder die Menschen werden- wie Vincent in dem Science-Fiction-Film „Gattaca“ - ihren Gen-Paß fälschen, um nicht ihren Job zu verlieren oder einen begehrten Job zu ergattern.

Moderatorin: Herr Venter, macht Ihnen dies keine Angst?

Venter: Selbstredend hat sich gerade der Genforscher um die ethischen und sozialen Aspekte dessen zu kümmern, was er losgetreten hat. Im Gegensatz zu Herrn Chargaff habe ich allerdings mehr Vertrauen in die demokratischen Institutionen und in die Vernunft der Gesetzgeber, die diese essentiellen Fragen in Übereinkunft mit den Prinzipien einer freiheitlichen Verfassung regeln werden. Ich selbst berate in Washington die zuständigen Senatoren und suche die Kongreßabgeordneten von einem Gesetz zu überzeugen, das genetische Diskriminierung verbietet. In den USA gibt es 40 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung, da dürfen die Krankenkassen nicht anfangen, Menschen auf Grund ihrer Gene abzulehnen.

Chargaff: Wir vergessen nur allzu gerne, daß die Eugenik gerade im gelobten Land der Freiheit und der Menschenrechte, auf eine lange und unschöne Geschichte zurückblickt. 1930 hatten bereits 24 Staaten der USA Gesetze erlassen, die bei einem breiten Spektrum an „Unerwünschten“ die Sterilisation legalisierte. Zu diesen „Unerwünschten“ zählte man gleichermaßen Kriminelle, Epileptiker, Geisteskranke und geistig Zurückgebliebene. Bis zum Jahre 1941 hatte man in den USA 36 000 Personen sterilisiert. Die Nationalsozialisten griffen die Ideen der amerikanischen Eugenikbewegung dankbar auf und verbanden sie mit dem Mythos der auserwählten arischen Herrenrasse. Das Ergebnis ist bekannt.

Venter: Eingriffe in die menschliche Keimbahn lassen zwar das Gespenst der Eugenik wiederauferstehen, aber es ist kaum zu rechtfertigen, die Fortpflanzung zu etwas Heiligem zu erklären. Vor 21 Jahren nannten man Louise Brown, das erste Kind, das aus einer In-vitro-Befruchtung hervorging, abfällig das „Reagenzglas-Baby“. Heute nutzen jedes Jahr Zehntausende von Paaren, die sonst nie ein Kind hätten, diese Methode.

Chargaff: Die Frage ist nicht, was Gentechnik und Reproduktionsmedizin können oder nicht können.  Die entscheidende Frage ist:  Welches Menschenbild soll künftig gelten? Das von christlich- humanistisch-abendländischer Tradition geprägte oder das reduktionistisch- instrumentelle der Bio-Wissenschaften? Leben als Geschenk oder als Lizenz? Soll weiter die Unverfügbarkeit des Lebens die Menschenwürde schützen oder sollen die neuen Götter im Labor zuteilen dürfen, wer leben darf und was lebenswert ist? Der narzisstische Wunsch nach dem Superkind ist der Tod der Barmherzigkeit, der Toleranz und Humanität. Die westliche Welt, besonders Amerika, braucht eine neue Bergpredigt!

Venter: Wir brauchen keine neue Bergpredigt, die Menschen müssen sich endlich mehr mit Genetik befassen; nicht zuletzt, um die Angst vor ihr zu verlieren. Wissenschaftliches Analphabetentum können wir uns nicht länger leisten. Wir brauchen neue Regeln für die künftige Gesellschaft, aus der Gentechnik und Biomedizin nicht mehr wegzudenken sind. Jede Technologie, die in Tausenden Labors in aller Welt einsatzbereit ist, die täglich verfeinert wird und von einer großen Anzahl wohlhabender Menschen verlangt wird, ist unaufhaltbar. Auch Sie werden sie nicht aufhalten können, Herr Chargaff!

Chargaff: Da könnten sie leider Recht haben. Denn die Inbesitznahme, Vermarktung und Instrumentalisierung des menschlichen Erbgutes ist komplett in das Machtgefüge der Kapitalmärkte übergegangen. Für das terminale Genopoly werden rigoros die letzten Claims abgesteckt. Das Gen als hysterische Metapher und goldenes Kalb regiert die Epoche. Das genetische Tschernobyl steht uns erst noch bevor.

Refik Anadol, Quantum Memories, 2020  

Venter: Einer Gentechnik, die zuverlässig und sicher, unter den wachsamen Augen der Öffentlichkeit und der demokratischen Institutionen, Verbesserungen ermöglicht, werden und können wir nicht widerstehen. Sie erlaubt uns schon bald, die genetische Blaupause unserer Kinder zu korrigieren und ihnen einen schärferen Intellekt, einen robusteren Körper, erhöhte Widerstandskraft gegen Krankheiten und ein längeres Leben mit auf den Weg zu geben.

Chargaff: Kennen Sie Christoph Wilhelm Hufeland?

Venter: Wie Sie wissen, lese ich nur Science und die Börsenberichte.

Chargaff:  Er war einer der Begründer der modernen Medizin. Bei ihm  können Sie lesen: „Der Arzt soll und darf nichts anderes thun, als Leben erhalten; ob es ein Glück oder Unglück sei, ob es Werth habe oder nicht, dies geht ihn nichts an, und maaßt er sich einmal an, diese Rücksicht mit in sein Geschäft aufzunehmen, so sind die Folgen unabsehbar, und der Arzt wird der gefährlichste Mensch im Staate!

uelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/131732-christoph-wilhelm-hufeland-er-der-arzt-soll-und-darf-nichts-anderes-thun-a/

 Nachtrag aus heutiger Sicht

 Angesichts der vielen Todesfälle, die mit Zusammenhang mit den Covid-Impfungen der „European Medicines Agency“ (EMA) gemeldet wurden – nämlich mehr als 36. 500 seit dem  Jahreswechsel 2020/ 2021  bis zum 1.1. 2022 1 – stellt sich die Frage,  ob Erwin Chargaffs düstere Prophezeiung, „dass uns das genetische Tschernobyl erst noch bevorsteht“ nicht bereits eingetreten ist, auch wenn der GAU der Impfkampagne mit genetisch manipulierten „Impf“-Stoffen von der Politik und den Medien ebenso geleugnet und vertuscht wird wie seinerzeit die  vielen Toten im Zusammenhang mit der Kernschmelze in Tschernobyl durch die sowjetrussische Politik und die Staatsmedien.  

Auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Übersterblichkeit sind alarmierend. Im Zuge der fortschreitenden Impfkampagne ist die Übersterblichkeit in Deutschland in Kalenderwoche 48/2021 auf 28 Prozent gestiegen.2

Dr. med Gerd Reuther, ehem. Chefarzt, heute Universitätsdozent und Facharzt für Radiologie erklärte am 29.11.2021 bei Radio München: „Wir wissen, dass mindestens jeder tausendste innerhalb von 30 Tagen nach dieser Injektion verstirbt. Wir haben… 40 bis 50 Tausend Todesfälle [in Deutschland]… weil das Paul-Ehrlich-Institut etwa 2000 auflistet, und wir wissen, dass max. 5 Prozent von Todesfällen und Nebenwirkungen … gemeldet werden. Es ist eine riesige Katastrophe.“ 3

Fußnoten

1) Vgl. „Corona-Impf-Alarm (3)“ von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann in „Neue Rheinische Zeitung“ vom 17. Januar 2022

2) Sterbefallzahlen im Nov. 2021: 20 % über dem mittleren Wert der Vorjahre, Pressemitteilung Nr. 574 vom 14. 12.2021. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/12/PD21_574_126.html

3) Heilung Nebensache- Die Irrungen der Medizin. Interview von „Radio München“ mit Dr.med Gerd Reuther, 29 .November 2021, https://soundcloud.com/radiuomuenchen/heilung-nebensache-interview-dr-gerd-reuther

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