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12/07/2025

LYNA AL TABAL
I stand with Francesca Albanese/Ich stehe hinter Francesca Albanese

Dr. Lyna Al Tabal,Rai Al Youm, 11.7.2025
Arabisches Original
Übersetzt von
 Helga Heidrich, Tlaxcala

Lyna Al Tabal ist Libanesin, Doktorin der Politikwissenschaft, ausgebildete Juristin und Professorin für internationale Beziehungen und Menschenrechte.

 

Ja, ich habe mich dafür entschieden, diesen Artikel auf Englisch zu betiteln. Nicht, weil ich damit angeben möchte oder weil ich mehr an die Globalisierung der Sprache glaube als an ihre Fairness. Sondern weil dieser Satz ohne Erlaubnis zu einer Erklärung globaler Solidarität geworden ist.

I stand with Francesca Albanese. Ich stehe hinter Francesca Albanese.

Ein kurzer Satz, aber voller Bedeutung... nur fünf Wörter. Ruhig gesprochen, aber als gefährlich für die nationale Sicherheit eingestuft... Wieso?

Es gibt eine Italienerin, die derzeit wegen Gaza strafrechtlich verfolgt wird. Sie hat keine Gene des Widerstands, keine familiären Verbindungen zu Gaza, keine Vergangenheit, die von der Nakba geprägt ist, nicht einmal ein Foto. Sie ist keine Araberin, sie wurde nicht in einem Lager geboren, sie ist nicht mit Befreiungsrhetorik aufgewachsen. Sie ist keine linke Träumerin, sie hat vielleicht nie Marx in Cafés gelesen. Sie hat nie einen Stein auf einen israelischen Soldaten geworfen... Sie hat lediglich ihre berufliche Pflicht erfüllt.

„Verrückt“, sagte Trump. Er, der dieses Etikett für sich beansprucht und es wie ein Narzisst verteilt, wenn er vor einer Frau zusammenbricht, die angesichts von Ungerechtigkeit nicht schweigt.

Ihr Name ist Francesca Albanese. Die italienische Juristin und Wissenschaftlerin ist Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. Als internationale Beamtin sitzt sie hinter einem weißen Schreibtisch und verfasst Berichte in präziser Sprache und unparteiischen juristischen Begriffen. Sie ist keine begnadete Rednerin, aber sie hat ihre Position klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: Was in Gaza geschieht, ist Völkermord.

Sie schrieb es schwarz auf weiß in einem offiziellen Bericht, der im Rahmen ihrer Aufgaben veröffentlicht wurde, in einer Sprache, die nach internationalem Recht verständlich ist: Was Israel in Gaza tut, ist Völkermord.

Über Nacht wurde ihr Name gefährlich und musste vernichtet werden, so wie die israelische Armee Häuser in Rafah vernichtet. Ihr Name wurde durch eine einzige politische Rakete vernichtet, und sie wurde zusammen mit Menschenhändlern und Terrorismusfinanzierern auf die Sanktionsliste gesetzt.

Jetzt weiß ich: In dieser Welt muss man nur nicht lügen, um mit einem Reiseverbot belegt, seine Konten eingefroren und aus dem internationalen System ausgeschlossen zu werden.

Francesca hat nicht gegen das Gesetz verstoßen, sie hat es durchgesetzt. Und das ist ihr eigentliches Vergehen.

Sie hat in ihrer Definition keine Fehler gemacht, sie hat in ihrer Sprache nicht übertrieben, sie hat ihre Befugnisse nicht überschritten. Sie hat lediglich das Verbrechen beim Namen genannt.

Nein, dieser Bericht befasst sich nicht mit dem Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern. Er befasst sich auch nicht mit Vietnam, mit weißem Phosphor, Bagdad oder Tripolis... Dieser Bericht wühlt nicht die Vergangenheit US-Amerikas auf, er befasst sich mit einer unverhüllten Gegenwart. Und mit dem Recht, das verloren geht, wenn wir es einfordern... Dieser Bericht befasst sich mit der internationalen Gerechtigkeit, die vor unseren Augen erstickt wird, und mit der Charta der Menschenrechte, die ebenfalls vor unseren Augen verschwindet. Während die Schuldigen im Sicherheitsrat sitzen.

Dieser Bericht handelt von einer Welt, in der Lügner nicht bestraft werden. Eine Welt, in der man getötet wird, wenn man aufrichtig liebt, wenn man gibt, ohne Gegenleistung zu erwarten, wenn man mutig spricht, wenn man versucht, Schaden wiedergutzumachen.

Dieser Bericht befasst sich ausschließlich mit der dunklen Welt.

Diese Welt, die alle erwürgt, die nicht so sein wollen wie sie.

Francesca war nicht die Erste.

Als das Römische Statut ins Leben gerufen wurde, behandelten die USA den Internationalen Strafgerichtshof als „juristischen Virus“, weil sie ihn nicht kontrollieren konnten... Bill Clinton unterzeichnete es (ohne es zu ratifizieren). Dann kam George W. Bush, zog seine Unterschrift zurück und verabschiedete das sogenannte „Hague Invasion Act“, das eine militärische Invasion der Niederlande genehmigt, sollte der Strafgerichtshof es wagen, auch nur einen einzigen US-amerikanischen Soldaten vor Gericht zu stellen... Barack Obama, der Weise, hob das Gesetz nicht auf... Dann kam Trump, der blonde Cowboy mit zwei Pistolen im Gürtel, der der Gerechtigkeit den Gnadenstoß versetzte... Er bestrafte Fatou Bensouda, die ehemalige Chefanklägerin des Gerichtshofs, weil sie die Verfahren gegen Afghanistan und Palästina eröffnet hatte. Er widerrief ihr Visum, fror ihr Vermögen ein und hängte sie an den Galgen seiner sarkastischen Tweets.

Dann kam Karim Khan, der derzeitige Generalstaatsanwalt, der mit dem schweren Fall Gaza und einer Liste ebenso schwergewichtiger Namen betraut wurde: Netanjahu, Galant... Wieder einmal kehrte das Buschmesser der politischen Rache zurück und bedrohte das Schwert der Gerechtigkeit.

Karim Khan wurde mit Drohungen aus dem Kongress, dem Weißen Haus und Tel Aviv überschüttet.

 An seinem ersten Tag im Weißen Haus unterzeichnete Donald Trump das Gesetz, das Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof verhängt. Ein Mann pakistanischer Herkunft, der es wagt, unantastbare Namen anzurühren? Das Spiel ist vorbei.

So wurde eine internationale Institution mit all ihren Mitarbeitern und ihrer Ausrüstung unter US-Sanktionen gestellt, als wäre sie eine bewaffnete Miliz... Ihren Mitarbeitern wurde verboten, zu reisen, zu arbeiten und sogar frei zu atmen... Wer hat gesagt, dass US-Amerika Gerechtigkeit verhindert? Solange diese nicht in die Nähe von Tel Aviv oder dem Pentagon kommt.

Und in einem Moment der Aufrichtigkeit sagte Joe Biden es in seiner gewundenen Art: Diese Gesetze wurden nicht geschrieben, um für „weiße Männer“ zu gelten, sondern für Afrikaner ... und für Putin, wenn nötig.

Und damit ist das Paradoxon komplett: 85 % der Strafverfolgungen und Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof betreffen Afrikaner.

 Und wenn Fälle gegen Westler eröffnet werden, wird Gerechtigkeit zu einer Bedrohung ... und das Gericht zu einem Ziel.

Und jetzt wissen Sie es auch: Wenn Sie die Grenze überschreiten,
es ist das Gericht, das beurteilt wird,
der Richter, der gerichtet wird,
und der Zeuge, der gerichtet wird.

Was bleibt, ist der Mörder ... der in der ersten Reihe sitzt, in die Kameras lächelt und Einladungen zu einer Menschenrechtskonferenz erhält. Warum auch nicht?

Trump hat dem Völkerrecht einen tödlichen Schlag versetzt, dem Internationalen Strafgerichtshof einen Dolchstoß in den Rücken, dann hat er die Überreste des Menschenrechtssystems begraben und uns die Leiche hingeworfen: „Da, begrabt ihn“, sagte er in demselben Tonfall, mit dem während der Massaker an der syrischen Küste Befehle erteilt wurden, als Alawiten unter den Trümmern begraben wurden, ohne Zeugen, ohne Ermittlungen, manchmal ohne Namen, nur mit einer Nummer... Ein Loch, und alles ist vorbei.

Trump hat sich wie ein Cowboy verhalten: Er hat zuerst geschossen und dann erklärt, dass das Ziel eine Bedrohung für die Sicherheit darstelle. All dies vor den Augen der ganzen Welt. Und auch vor unseren Augen ... Vor den Augen Europas, um genau zu sein.

Europa hat diese Gesetze aus den Trümmern seiner Kriege, seinen ungelösten psychologischen Komplexen und seiner Angst vor sich selbst heraus erarbeitet.

Und heute schaut es zu, schweigend... Mit all seinen psychologischen Komplexen schweigt Europa heute. Es begräbt sein rechtmäßiges Kind kaltblütig, so wie die Mütter in Gaza ihre Kinder begraben...

Mit einer einzigen Träne, denn die Zeit lässt kein langes Weinen zu.

Verstehen Sie jetzt? Alle Menschenrechtsgesetze, vom Römischen Statut bis zur Internationalen Charta, eignen sich gut für akademische Seminare und Schulungen, die mit der Verleihung von Diplomen und Fotos glücklicher Experten enden.

Und alles wird in Washington entschieden.

So wird internationale Gerechtigkeit im Zeitalter der Hegemonie ausgeübt: eine Liste von Sanktionen ... und ein roter Teppich für den Henker.

Haben Sie die Geschichte richtig verstanden?

Eine Italienerin auf der US-Liste politischer Terroristen... Ihr Name ist Francesca Albanese. Sie kommt nicht aus Gaza, sie hat keinen Krieg erlebt, sie wurde nicht unter einer Blockade geboren. Sie versteckt keine Waffen oder Bomben in ihrer Tasche, sie gehört keiner geheimen Organisation an... Sie kommt aus der Welt des Rechts, aus Institutionen der Vereinten Nationen, aus einer neutralen Bürokratie... Alles, was sie getan hat, war, einen offiziellen Bericht über die Ereignisse in Gaza zu verfassen...

Sie schrieb, was sie sah: Blut, Trümmer, ein Verbrechen an sich... Sie schrieb, dass das, was dort geschah, keine Sicherheitsoperation und keine Selbstverteidigung war, sondern Völkermord... Sie tat ihre Arbeit in der Sprache der Berichterstattung, ohne Parolen, ohne Kampfrufe, ohne auch nur eine rote halbe Wassermelone an den Rand zu malen... Francesca Albanese erschütterte die Weltordnung, weil sie nicht gelogen hat...

Sie hat nicht gegen diplomatische Regeln verstoßen... Sie hat lediglich das Gesetz angewendet...

 ➤Unterschreiben Sie die Petition

Friedensnobelpreis für Francesca Albanese und die Ärzte von Gaza