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06/08/2025

JORGE MAJFUD
Hiroshima und Nagasaki: 80. Jahrestag des größten Terroranschlags der Geschichte


Jorge Majfud , 6.8.2025

Übersetzt von Tlaxcala

Die Ausgabe der Zeitschrift Time vom 13. August 1945 zitiert Truman: „Vor sechzehn Stunden hat ein amerikanisches Flugzeug eine Bombe auf Hiroshima, einen wichtigen Stützpunkt der japanischen Armee, abgeworfen. Diese Bombe hatte eine Sprengkraft von mehr als 20.000 Tonnen TNT... Es handelt sich um eine Atombombe. Sie ist ein Produkt der grundlegenden Kraft des Universums; was hier vollbracht wurde, ist die größte Errungenschaft der Wissenschaft in ihrer Geschichte ... […] Wir sind nun in der Lage, alle Produktionsstätten der Japaner auf ihrem Boden schneller und vollständiger zu zerstören ... Wenn sie unsere Bedingungen nicht akzeptieren, können sie mit einem weiteren Feuerregen rechnen, wie ihn diese Erde noch nie gesehen hat.“ 


In London verwies auch Winston Churchill auf diese Errungenschaften der Wissenschaft: „Wir müssen beten, dass dieser Schrecken zum Frieden zwischen den Nationen führt und dass er, anstatt unermessliches Leid über die ganze Welt zu bringen, zur Quelle des Wohlstands für alle Menschen wird.“

Auf dem Titelblatt der Ausgabe vom 20. August empfing dasselbe Magazin den Leser mit einer großen roten Scheibe auf weißem Hintergrund und einem X, das die Scheibe durchstrich. Es war nicht die erste Atombombe in der Geschichte, die auf eine Bevölkerung abgeworfen wurde, sondern die Sonne oder die Flagge Japans. Auf Seite 29 skizzierte Präsident Truman in einem Artikel mit dem Titel „Awful Responsibility“ („Schreckliche Verantwortung“) die Umrisse dessen, was später Vergangenheit werden sollte. Als guter Mann des Glaubens, der von Gott an die Macht gestellt worden war, erkannte Truman: „Wir danken Gott, dass dies uns vor unseren Feinden getroffen hat. Und wir beten, dass Er uns leiten möge, dies nach Seinem Willen und Seinen Absichten zu nutzen”. In der semantischen Umkehrung von Subjekt und Objekt bezieht sich „dies” auf die Atombombe, die „uns getroffen hat”; mit „unseren Feinden” sind offensichtlich Hitler und Hirohito gemeint; mit „uns” sind wir, die von Gott Beschützten, gemeint.

Tatsächlich hatte die Feuerbarbarei schon viel früher begonnen. General LeMay war der Drahtzieher hinter der Planung der Bombardierung mehrerer japanischer Städte wie Nagoya, Osaka, Yokohama und Kobe zwischen Februar und Mai 1945, drei Monate vor den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki.

In der Nacht des 10. März befahl LeMay, 1500 Tonnen Sprengstoff aus 300 B-29-Bombern über Tokio abzuwerfen. Von 1:30 bis 3:00 Uhr morgens regnete es 500.000 Bomben. 100.000 Männer, Frauen und Kinder starben innerhalb weniger Stunden, eine Million weitere Menschen wurden schwer verletzt. Als Vorläufer der Napalmbomben wurden erfolgreich Feuergelatine getestet, die an Häusern und menschlichem Fleisch kleben blieb. „Die Frauen rannten mit ihren Babys wie Fackeln auf dem Rücken“, erinnert sich Nihei, eine Überlebende. „

Als der Krieg entschieden und beendet war, eine Woche nach den Atombomben, warfen Hunderte von US-Flugzeugen weitere Zehntausende von Bomben auf verschiedene Städte Japans und hinterließen erneut Tausende von Opfern, die schnell in Vergessenheit gerieten.

General Carl Spaatz schlug euphorisch vor, eine dritte Atombombe auf Tokio zu werfen. Der Vorschlag wurde nicht umgesetzt, da Tokio bereits längst in Schutt und Asche gelegt worden war und nur noch auf den Landkarten als wichtige Stadt existierte. Das kaiserliche Japan hatte ebenfalls Zehntausende Chinesen bei Luftangriffen getötet, aber die Chinesen waren damals nicht von Bedeutung.

Tatsächlich waren sie nie von Bedeutung und bekamen sogar durch ein Gesetz von 1882 Einreiseverbot in den USA. Derselbe General Curtis LeMay wiederholte diese Strategie des wahllosen Massakers in angemessener Entfernung in Nordkorea und Vietnam, wo Millionen von Zivilisten wie Ameisen getötet wurden. Alles für eine gute Sache (Freiheit, Demokratie und Menschenrechte).

Kurz nach den unzähligen Bombenangriffen auf unschuldige und wehrlose Zivilisten gab der heldenhafte General LeMay zu: „Hätten wir den Krieg verloren, wäre ich als Kriegsverbrecher verurteilt worden“. Im Gegenteil, wie König Leopold II. von Belgien und andere Nazis aus Hitlers Umfeld, die in hohe NATO-Ämter befördert wurden, wurde auch LeMay mehrfach für seine Verdienste um die Zivilisation ausgezeichnet, darunter mit der französischen Légion d’honneur.


Nichts Neues. Die Erzählung der Ereignisse ist nicht nur für den nationalen Gebrauch bestimmt. Sie wird exportiert. Im Hafen von Shimoda erinnert eine Büste von Commodore Matthew Perry für alle kommenden Jahrhunderte an den Ort und das Datum, an dem der US-amerikanische Kapitän im 19. Jahrhundert mit Waffengewalt den Handel Japans befreite und den Willen des Gottes dieser so besonderen Christen verwirklichte. Ein Jahrhundert später, im Jahr 1964, verlieh dieselbe japanische Regierung General Curtis LeMay den Orden der Aufgehenden Sonne für seine Verdienste um die Zivilisation. Was war sein Verdienst? General LeMay revolutionierte die Militärstrategie im Zweiten Weltkrieg, indem er 1945 ein halbes Dutzend japanischer Großstädte wahllos bombardieren ließ. Monate vor den berühmten Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki starben allein in einer Nacht hunderttausend Zivilisten in Tokio unter einem Regen weiterer US-Bomben. LeMay räumte ein: „Es stört mich nicht, Japaner zu töten.“

Natürlich lief nicht alles nach seinem Geschmack. Jahre später empfahl er dem jungen, unerfahrenen Präsidenten Kennedy, einige Atombomben auf Havanna abzuwerfen, um Schlimmeres zu verhindern. Kennedy war damit nicht einverstanden. Ein paar Jahrzehnte später, in einem der ersten Gespräche zum Thema Kuba, sagte Alexander Haig, der neue Außenminister, zu Präsident Ronald Reagan: „Geben Sie mir nur den Befehl, und ich verwandle diese Scheißinsel in einen leeren Parkplatz.“

1968 war General Curtis LeMay der Vizepräsidentschaftskandidat der rassistischen und segregationistischen Partei namens Independent Party of America. Als dritte Partei erhielt sie respektable 13,5 Prozent der Stimmen. Im Jahr 2024 hätte sie innerhalb der Demokratisch-Republikanischen Partei leicht gewinnen können.

Nach dem größten Terrorakt der Geschichte werden die Regierungen Japans nicht mit Entschuldigungen für das Verbrechen sparen, in jeder erdenklichen Form und gnadenlos bombardiert worden zu sein.



04/08/2025

Fünf Fragen an den algerischen Dichter Kadda Benkhira

Milena Rampoldi und Fausto Giudice, 3. August 2025

ProMosaik Poetry hat in Zusammenarbeit mit der Glokalen Werkstatt die zweisprachige Sammlung (in französischer und deutscher Sprache) des algerischen Dichters Kadda Benkhira mit dem Titel “Humeurs/Stimmungen” veröffentlicht. In diesem Gespräch beantwortet der Dichter unsere Fragen.

 Wie bist du Dichter geworden?

Ich glaube, dass meine Vorliebe für Poesie in der Grundschule begann. Um uns mit der französischen Sprache vertraut zu machen, gab uns der Lehrer oft ein Gedicht, das wir auswendig lernen und am nächsten Tag im Unterricht vortragen sollten. Aber es ging nicht nur um das Vortragen von Poesie. Ich hatte mich auch daran gewöhnt, jedes Wochenende einen großen Souk zu besuchen, wo nicht nur Lebensmittel zum Verkauf angeboten wurden, sondern auch Flötenspieler, die Schlangen zum Tanzen brachten, und Sänger da waren. Was mich an diesem sehr lebendigen Ort interessierte, waren vor allem diese Leute, die eine ganze besondere Fähigkeit besaßen, Geschichten über verschiedene Themen zu erzählen und sie sehr attraktiv zu gestalten. Sie besaßen auch die Kunst, Gedichte in einer sehr klaren Sprache für das Volk vorzutragen.. Später begann ich, klassische arabische Poesie zu hören und auf Französisch alle Gedichtbände zu lesen, die ich in die Finger bekam... So wurde ich Dichter.

Schränkt die Tatsache, dass du in französischer Sprache schreibst - laut Kateb Yacine gilt diese ja als „Kriegsbeute“ - nicht die Reichweite deiner Gedichte in Algerien ein?

Ja, das stimmt. Die Reichweite meiner Gedichte in Algerien ist aufgrund dessen eingeschränkt. Aber ich möchte hinzufügen, dass „diese Kriegsbeute“, unabhängig von ihrer Bedeutung, irgendwann verschwinden wird. Denn es vergeht kein Tag, an dem die Sprache meiner Vorfahren nicht Schritt für Schritt das Land zurückerobert, dessen sie beraubt wurde. In aller Ruhe wird die Sprache unserer Vorfahren ihren ganz natürlichen Stellenwert auf der Welt wieder einnehmen. Und was gibt es Schöneres, Edleres und Natürlicheres für ein Volk, als seine Sprache wiederzufinden!...

In der algerischen Verfassung ist die arabische Sprache seit der Unabhängigkeit der Landes als National- und Amtssprache verankert. Französisch gilt als Fremdsprache.

Man darf ja nicht außer Acht lassen, dass die Barbarei des französischen Kolonialismus in Algerien 132 Jahre dauerte. Wir können diese Sprache nicht aus unserer Heimat verbannen, wie wir beispielsweise einen alten Nagel aus einem Brett entfernen. Denn dafür braucht es Zeit und viel Geduld...

Heute bevorzugen die meisten jungen Algerierinnen und Algerier bei weitem Englisch gegenüber Französisch.

Übrigens hat die Regierung im nächsten Schuljahr beschlossen, ab der Grundschule mit dem Englischunterricht zu beginnen... „Wenn Französisch, sagte der Präsident, Kriegsbeute ist, ist Englisch eine internationale Sprache.“ Das ist absolut klar...

Ich habe auch bemerkt, dass junge Menschen anfangen, sich ernsthaft für andere Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Türkisch zu interessieren...

Persönlich werde ich auch in Zukunft in französischer Sprache schreiben, da sie für mich (wie alle anderen Sprachen) ein Kommunikationsmittel ist. Und ich bin sicher, dass meine Gedichte ins Arabische übersetzt werden. So werde ich die LeserInnen wiederfinden, die mir durch die „Kriegsbeute“ abhandengekommen sind ...

Aber auch ein Schriftsteller (oder ein Dichter), dessen Land nie kolonisiert wurde, kann seine Sprache nur in seinem Land bekannt machen. Wenn er seine Grenzen überschreiten will, wenn er berühmt werden will, muss er sich unbedingt an diese sehr ehrenwerte Dame wenden, und zwar an die ÜBERSETZUNG...

Gibt es heute in Algerien eine „poetische Szene“ und Austausch und Begegnungen zwischen Dichtern und rund um die Poesie?

Ja! Der Poesie werden immer mehr Bereiche gewidmet. Und ich muss sagen, dass die arabische Poesie den Löwenanteil hat. Das finde ich absolut normal. In allen Ländern der Welt ist es die Sprache des Volkes, die am meisten gefragt ist...

132 Jahre barbarischer Kolonialismus haben es nicht geschafft, diese Sprache auszurotten. Wahrscheinlich, weil sie ihre Kraft aus dem Koran bezieht...

Ja! Die Poesie in arabischer Sprache bleibt das Genre der Mehrheit der algerischen Schriftsteller. Dies bezeugen zahlreiche Veröffentlichungen (Gedichtbände, Zeitungen und Zeitschriften...).

Dies wird auch von den Experten bestätigt.

Welchen allgemeinen Stellenwert nimmt die Poesie im zeitgenössischen Algerien ein?

Sie hat einen sehr ehrenwerten Stellenwert. Ich meine damit die gesamte Poesie in arabischer, berberischer und französischer Sprache ...

Welche Rolle kann und soll der Dichter in der Gesellschaft spielen?

Die Rolle des Dichters muss weltweit von Großmut und Menschlichkeit gekennzeichnet sein. Die Poesie muss auch immer bereit sein, schnell alles anzuprangern, was auf dieser Welt nicht rund läuft! Sie muss an allem Kritik ausüben, was der Menschheit schadet! Und nicht nur! Sie muss auch die Tier- und Pflanzenwelt verteidigen! ...

Es ist bedauerlich, dass nicht alle Dichter Großmut und Menschlichkeit besitzen.

Einige haben ihre Zungen so sehr für raue und ungesunde Dinge abgenutzt, dass sie sie nicht mehr im Mund halten können.

 

 

30/07/2025

MOSTAFA GHAHREMANI
„Die iranische Atombombe“! - Ich wäre ohne jeden Zweifel sehr erfreut, diese Nachricht zu hören

Mostafa Gahremani, 30.7.2025

John Mearsheimer, renommierter Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Chicago und Theoretiker des „Offensiven Realismus“ in der Außenpolitik:

Ich würde wetten, dass der Iran hinter verschlossenen Türen vermutlich an der Entwicklung einer Atombombe arbeitet – und die USA sowie Israel nicht in der Lage sind, ihn daran zu hindern. Sie haben nicht nur versagt, den Iran vom Atomkurs abzubringen, sondern die Lage sogar noch verschärft. Es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn der Iran tatsächlich eine Nuklearwaffe baut.“

Jenen, die den terroristischen Angriff auf den Iran, die Ermordung von über tausend unschuldigen Menschen sowie den offenen Völkermord in Gaza als eine notwendige Drecksarbeit“ eines kriegssüchtigen und gewaltbereiten Regimes (Israel) im Dienste des „Westens und der westlichen Interessen“ bezeichnen, kann man weder moralisch noch vertragsrechtlich vertrauen.

Für diesen zivilisatorisch entgrenzten Westen gilt noch immer: „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.“

Das einzig wirksame Mittel zur Abschreckung sowie zum Schutz von Unabhängigkeit und nationaler Sicherheit ist die Herstellung eines "Gleichgewichts des Schreckens". Und das muss ein für alle Mal erkannt werden: Dieses Ziel ist ohne Abschreckungskapazitäten auf Grundlage nicht-konventioneller Waffen nicht zu erreichen.

Diese erbarmungslose, mitleidlose Weltordnung, die unter dem Diktat und Vorherrschaft westlicher Werte und Wissenssysteme steht, ist kein Wohltätigkeitsverein.

Rechte werden nicht gewährt – sie müssen erkämpft werden. Und der Westen gibt sie niemals kampflos auf.

Die menschenverachtende und totalitäre Logik des Westens schreckt vor keiner moralischen Grenze zurück, wenn es darum geht, Staaten oder Völker zu vernichten, die sich der Ausbeutung ihrer Ressourcen, der Verletzung ihrer Souveränität oder der Unterwerfung unter westliche Machtstrukturen widersetzen.

Weder das Völkerrecht kann dies verhindern, noch die vermeintlich universale moralische und philosophische Autorität, die sich vor allem der europäische Westen selbst zuschreibt.

In diesem Zusammenhang ist auch Kants kategorischer Imperativ – einst als höchste moralphilosophische Errungenschaft der westlichen Zivilisation gefeiert – heute nichts weiter als die trivialisierte Variante eben jener „reinen Vernunft“, die vollständig in den Dienst der Herrschaft gestellt wurde.

Und diese „reine Vernunft“ ist vor allem gegenüber dem nicht-westlichen Menschen grundsätzlich unantastbar – und damit immun gegen jede Kritik.

Die westliche Philosophie ist, in ihrer tatsächlichen Funktion, weniger ein Lichtpfad zur Gerechtigkeit als vielmehr ein ideologisches Konstrukt zur Rechtfertigung von Dominanz, Diskriminierung und hegemonialem Machtanspruch. Nicht mehr – und nicht weniger.

Und so bleibt am Ende nur eine Frage: Kennt der Westen überhaupt noch so etwas wie Moral?

28/07/2025

LYNA AL TABAL
Ist das also deine Neuheit, Ziad?

Lyna Al Tabal, Rai Al Youm, 27.07.2025
Übersetzt von Tlaxcala

Dieser Text ist eine Hommage an den Musiker, Komponisten und Schriftsteller Ziad Rahbani, Sohn der Sängerin Fairouz, der am 26. Juli in Beirut im Alter von 69 Jahren verstorben ist.

Wenn das deine Neuheit ist, Ziad… dann wollen wir sie nicht.

Ziad Rahbani lächelt immer noch – in einem seltsamen Schweigen. Er schaut uns mit geschlossenen Augen an, als hätte er schon alles gesehen… und nichts zähle mehr. Er schlummert wie ein Fürst, der seines Königreichs müde ist. Ziad schläft, nicht wahr?

Nein. Ziad leistet auf seine Weise Widerstand: Er zieht sich zurück. Er weigert sich einfach, an all dem teilzunehmen.

Seine Entscheidung, ab heute zu schweigen, ist seine stärkste Erklärung. Er hat sich entschieden, die Augen zu schließen… und zu träumen.

Aber wer träumt heute noch? Wer hat noch den Mut zu träumen? Ziad. Nur Ziad.

Ziad schläft, ja. Und er träumt von dieser Nation… Welch seltsame Nation ist das, von der du träumst, Ziad…!

In seinem Traum sieht er Palästina… ohne Barrieren, ohne Checkpoints, ohne Soldaten, die dir die Blume entreißen, weil ihre Farbe sie an das Blut erinnert, das sie seit jeher vergossen haben, und dir dann zurufen: „Bleib stehen… in der Sonne… und verbrenne.“



Dieses Calligraffiti von Ashekman zeigt Ziad Rahbani mit dem berühmten Satz „Bennesbeh Labokra Chou?“ – „Und morgen, was dann?“ (Titel eines Musiktheaterstücks von 1978), strategisch im Zentrum einer ehemaligen Kriegszone Beiruts platziert, der sogenannten „Kontaktlinie“, an der Kreuzung Basta/Bechara el Khoury/Sodeco. 
Foto: Jad Ghorayeb

 

Ziad träumt, dass die Besatzung beendet ist – und mit ihr die glatten Gesichter der Macht verschwunden sind – jene, die Normalisierungsabkommen unterschrieben, während der Feind seine Bomben auf uns warf. Niemand fragt sich, wo „Abbas“ ist, natürlich. Und niemand trauert um eine Autorität, die seit Oslo schläft. 

Damaskus, in seinem Traum, hat „Jules Jammal“* wieder in die Schulbücher aufgenommen und das Siegeszeichen über dem Nationalfriedhof erhoben, wo die Hälfte des Volkes begraben liegt – in all seiner Vielfalt. Und in diesem Traum applaudieren alle, sogar die Märtyrer. Dort steht eine Statue einer schönen Kämpferin namens Syria, die das Siegeszeichen macht.

Gaza ist wirklich zur Riviera Palästinas geworden – ob sie es wollen oder nicht. Grüne Plätze, goldener Sand, azurblaues Meer, bemalte Boote.
So sieht Ziad den Traum… in Farben.
Und du? Hast du dich je gefragt, ob deine Träume Farben haben oder nur schwarzweiß sind?

Ja, in diesem Traum riechen die Straßen von Gaza nach dem Parfum von Sinwar und Deif – ein Duft des Widerstands, eine Mischung aus Pulver… und Nostalgie. Kinder spielen auf Plätzen, die die Namen der palästinensischen Märtyrer tragen. Um sie herum Frauen… dieselben, die die Kinder geboren haben, die Israel ausgelöscht hat.
Die gleichen Namen.

Die gleichen Gesichter.
Die gleichen Augen… aber diesmal ohne Tränen. Denn in Ziads Träumen sind Tränen verboten.
Was für eine Niederlage für Israel… Für jedes bombardierte Haus haben wir zehn wieder aufgebaut. Und für jedes getötete Kind… haben unsere Frauen hundert geboren.

Beirut schickt seine Dichter nicht mehr in den Golf, um als kulturelles Alibi zu dienen oder beim übersättigten Westen um Subventionen zu betteln. Und die Kameras über den Botschaften wurden herausgerissen – wie verfaulte Zähne.

In seinem Traum ist die arabische Welt ein einziges Land, das jedoch alle Völker umfasst, von Tanger bis Salalah… Er träumt, dass die arabischen Völker die Grenzen nach Palästina überschreiten, sie erzwingen, wie es der Aktivist Georges Abdallah forderte, sie schleifen und das Land zurückerobern.

Todmüde? Oder einfach bis zum Erbrechen angewidert, Ziad? Beides… und dann basta.

Ziad hat die Tonart gewechselt, uns allein im Taumel zurückgelassen… Uns, seine Generation, die er in den Schlaf sang – während alles um sie zusammenbrach.

Wir sind die Generation der Trümmer: geboren zwischen 1970 und 1990, als instabil diagnostiziert, weil der Krieg nie stabil war. Und zum Glück: Wir wollen nicht geheilt werden von einem Leid, das uns klarsichtig machte.

Wir überlebten im Doppeltakt: Krieg bei Tag, Ziad bei Nacht. So hielten wir durch. Tote bei Morgengrauen, Melodien bei Sonnenuntergang. Und niemand fragte je, wie wir das schafften.

Unter Bomben laufen, nur um eine Ziad-Kassette zu holen… Man muss verrückt sein, oder? Aber wir taten es. Wir zogen seine Stimme dem eigenen Leben vor. Das war unsere Art zu lieben. Idiotisch. Wild.

Bist du je einem Scharfschützen ausgewichen – mit einer Ziad-Kassette in der Tasche? Wir schon. So kamen wir nach Hause, zwischen zwei Salven, ohne nachzudenken. Instinkt, Liebe, pure Dummheit.

Jeder glaubte, Ziad spreche nur zu ihm. Wir waren kein Publikum. Wir waren seine Generation, seine Kinder.

Und als unsere Häuser vom Feind aufgerissen wurden, gehörtest du auch zu denen, die unter den Trümmern zuerst nach der Ziad-Kassette suchten? Und als das Exil dich rief, hast du nicht als Erstes die Kassette von Ziad und die Stimme von Fairouz in deinen Koffer gelegt?

Ja, wir sind diese Kranken. Die Überlebenden einer Zeit, eines Systems, von Kriegen, die in unserem Fleisch und Geist stecken. Wir zucken beim kleinsten Geräusch. Es sind nicht mehr die Bomben – es sind die zuschlagenden Türen… die alles wieder wachrufen, was wir vergessen wollten.

Wir, die Widerständigen – ein Türknall reicht, um die Ruinen der Kindheit zu wecken, und der ganze Krieg kehrt zurück – ohne Vorwarnung.
Ein Blick reicht, um ins Wanken zu geraten: zu viel von dem, was wir flohen. Zu viel von dem, was wir schwiegen.

Wir geben unsere Gefühle mit krankhafter Großzügigkeit – bedingungslos.
Wir sind Kinder psychischer Risse, spiralförmiger Traumata, dessen, was man heute eine Störung nennt – und wir einfach Leben.

Wir vertrauen wie Idioten, heilen kaum, und stürzen beim ersten Lied oder der ersten Erinnerung sofort wieder ab.

Dieser Text handelt nicht von einem Künstler. Er handelt von einem Vater, einem Therapeuten ohne Kittel, der unsere Wunden mit Kassetten heilte. Seine Diagnosen stellte er mit wütendem Klavierspiel. Wir sind seine Generation. Die, die das Land, die Bank, die Religion, die Parteien und das Exil gekreuzigt haben… und die am Ende zu Ziad gingen.

Er lachte, ohrfeigte die Mächtigen mit Worten… lachte wieder, und wir lachten mit ihm.
Das war sein Widerstand. Und unserer.

Du hast recht, Ziad… Im Nahen Osten ist der Schlaf der einzige wahre Frieden geworden.

Du hast alle lächerlich gemacht – und niemand hasste dich. Du lachtest über alle gleichzeitig – und sie hörten dir zu wie einem desillusionierten Propheten.

Du warst der Einzige, der keine Entscheidung von uns verlangte. Alle Lager schienen dir absurd, hohl, austauschbar… außer einem: dem der Widerstand.

Widerstand ist keine Entscheidung. Er ist ein Reflex. Wie unter Wasser atmen. Wie stumm schreien. Wie in den Augen deines Nachbarn den Soldaten erkennen, der dein Haus in Stücke schoss… Dann denkst du nicht mehr: du leistest Widerstand.

Aber Ziad, unser Ziad… öffne die Augen. Es ist nicht mehr die Stunde der Träume.
Der Soldat ist da – er sitzt auf dem Sofa, trinkt meinen Kaffee
und summt deine Melodien…

Ist das also deine Neuheit, Ziad?

Wir wollen sie nicht.

Hau deinen Satz raus, Ziad…
Wir wollen Worte wie Kugeln.
Deine Stimme soll auf diese Welt krachen, die beim Klang der Bomben auf Gaza ruhig einschläft.

Nein, täusch dich nicht… Glaub nicht, dass ich weine um dich.
Mitten in meinen Tränen und meinem Schmerz habe ich nicht geschrieben, um zu trauern – sondern um das Schicksal zu verfluchen, das uns zerbrochen hat.

Ich habe meine Worte nur gemildert, um dich nicht zu erschrecken, unser schlafender Prinz…
Ich habe meine Worte gemildert, Ziad, damit die Leser sich nicht fürchten. Damit sie nicht glauben, ich weine.
Damit sie das nicht für eine Klage halten. Du schläfst nur. Vielleicht zu früh.

Man weint nicht um jene, die uns eine Sprache des Kampfes hinterlassen haben.
Ich weine nicht. Ich schreibe.

Das sind keine Abschiede.
Das sind die Worte einer verbeulten Generation. Deiner, Ziad.
Die Generation des Krieges, der Salven, der Angst, die wir wie schwarzen Kaffee trinken.

Deine Generation, Ziad – die das Ende der israelischen Besatzung erleben wird… ohne dich.

Wir sind diese Generation.
Und wir werden dieser Welt niemals verzeihen, die dich bis zur Erschöpfung getrieben… und dich zum Schlaf gezwungen hat.

AdÜ
Jules Youssouf Jammal ist eine legendäre Figur des arabischen Nationalismus: Der christlich-orthodoxe syrische Offizier soll während der französisch-israelisch-britischen „Suez-Operation“ 1956 einen Selbstmordangriff auf ein französisches Kriegsschiff ausgeführt haben.

23/07/2025

Appeal on the Violations Against the Residents of As-Suwayda Province by the De Facto Authority in Damascus (11 languages)

نداء حول الانتهاكات بحق أهالي محافظة السويداء من قبل سلطة الأمر الواقع في دمشق  (١١ لغات)

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12/07/2025

LYNA AL TABAL
I stand with Francesca Albanese/Ich stehe hinter Francesca Albanese

Dr. Lyna Al Tabal,Rai Al Youm, 11.7.2025
Arabisches Original
Übersetzt von
 Helga Heidrich, Tlaxcala

Lyna Al Tabal ist Libanesin, Doktorin der Politikwissenschaft, ausgebildete Juristin und Professorin für internationale Beziehungen und Menschenrechte.

 

Ja, ich habe mich dafür entschieden, diesen Artikel auf Englisch zu betiteln. Nicht, weil ich damit angeben möchte oder weil ich mehr an die Globalisierung der Sprache glaube als an ihre Fairness. Sondern weil dieser Satz ohne Erlaubnis zu einer Erklärung globaler Solidarität geworden ist.

I stand with Francesca Albanese. Ich stehe hinter Francesca Albanese.

Ein kurzer Satz, aber voller Bedeutung... nur fünf Wörter. Ruhig gesprochen, aber als gefährlich für die nationale Sicherheit eingestuft... Wieso?

Es gibt eine Italienerin, die derzeit wegen Gaza strafrechtlich verfolgt wird. Sie hat keine Gene des Widerstands, keine familiären Verbindungen zu Gaza, keine Vergangenheit, die von der Nakba geprägt ist, nicht einmal ein Foto. Sie ist keine Araberin, sie wurde nicht in einem Lager geboren, sie ist nicht mit Befreiungsrhetorik aufgewachsen. Sie ist keine linke Träumerin, sie hat vielleicht nie Marx in Cafés gelesen. Sie hat nie einen Stein auf einen israelischen Soldaten geworfen... Sie hat lediglich ihre berufliche Pflicht erfüllt.

„Verrückt“, sagte Trump. Er, der dieses Etikett für sich beansprucht und es wie ein Narzisst verteilt, wenn er vor einer Frau zusammenbricht, die angesichts von Ungerechtigkeit nicht schweigt.

Ihr Name ist Francesca Albanese. Die italienische Juristin und Wissenschaftlerin ist Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. Als internationale Beamtin sitzt sie hinter einem weißen Schreibtisch und verfasst Berichte in präziser Sprache und unparteiischen juristischen Begriffen. Sie ist keine begnadete Rednerin, aber sie hat ihre Position klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: Was in Gaza geschieht, ist Völkermord.

Sie schrieb es schwarz auf weiß in einem offiziellen Bericht, der im Rahmen ihrer Aufgaben veröffentlicht wurde, in einer Sprache, die nach internationalem Recht verständlich ist: Was Israel in Gaza tut, ist Völkermord.

Über Nacht wurde ihr Name gefährlich und musste vernichtet werden, so wie die israelische Armee Häuser in Rafah vernichtet. Ihr Name wurde durch eine einzige politische Rakete vernichtet, und sie wurde zusammen mit Menschenhändlern und Terrorismusfinanzierern auf die Sanktionsliste gesetzt.

Jetzt weiß ich: In dieser Welt muss man nur nicht lügen, um mit einem Reiseverbot belegt, seine Konten eingefroren und aus dem internationalen System ausgeschlossen zu werden.

Francesca hat nicht gegen das Gesetz verstoßen, sie hat es durchgesetzt. Und das ist ihr eigentliches Vergehen.

Sie hat in ihrer Definition keine Fehler gemacht, sie hat in ihrer Sprache nicht übertrieben, sie hat ihre Befugnisse nicht überschritten. Sie hat lediglich das Verbrechen beim Namen genannt.

Nein, dieser Bericht befasst sich nicht mit dem Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern. Er befasst sich auch nicht mit Vietnam, mit weißem Phosphor, Bagdad oder Tripolis... Dieser Bericht wühlt nicht die Vergangenheit US-Amerikas auf, er befasst sich mit einer unverhüllten Gegenwart. Und mit dem Recht, das verloren geht, wenn wir es einfordern... Dieser Bericht befasst sich mit der internationalen Gerechtigkeit, die vor unseren Augen erstickt wird, und mit der Charta der Menschenrechte, die ebenfalls vor unseren Augen verschwindet. Während die Schuldigen im Sicherheitsrat sitzen.

Dieser Bericht handelt von einer Welt, in der Lügner nicht bestraft werden. Eine Welt, in der man getötet wird, wenn man aufrichtig liebt, wenn man gibt, ohne Gegenleistung zu erwarten, wenn man mutig spricht, wenn man versucht, Schaden wiedergutzumachen.

Dieser Bericht befasst sich ausschließlich mit der dunklen Welt.

Diese Welt, die alle erwürgt, die nicht so sein wollen wie sie.

Francesca war nicht die Erste.

Als das Römische Statut ins Leben gerufen wurde, behandelten die USA den Internationalen Strafgerichtshof als „juristischen Virus“, weil sie ihn nicht kontrollieren konnten... Bill Clinton unterzeichnete es (ohne es zu ratifizieren). Dann kam George W. Bush, zog seine Unterschrift zurück und verabschiedete das sogenannte „Hague Invasion Act“, das eine militärische Invasion der Niederlande genehmigt, sollte der Strafgerichtshof es wagen, auch nur einen einzigen US-amerikanischen Soldaten vor Gericht zu stellen... Barack Obama, der Weise, hob das Gesetz nicht auf... Dann kam Trump, der blonde Cowboy mit zwei Pistolen im Gürtel, der der Gerechtigkeit den Gnadenstoß versetzte... Er bestrafte Fatou Bensouda, die ehemalige Chefanklägerin des Gerichtshofs, weil sie die Verfahren gegen Afghanistan und Palästina eröffnet hatte. Er widerrief ihr Visum, fror ihr Vermögen ein und hängte sie an den Galgen seiner sarkastischen Tweets.

Dann kam Karim Khan, der derzeitige Generalstaatsanwalt, der mit dem schweren Fall Gaza und einer Liste ebenso schwergewichtiger Namen betraut wurde: Netanjahu, Galant... Wieder einmal kehrte das Buschmesser der politischen Rache zurück und bedrohte das Schwert der Gerechtigkeit.

Karim Khan wurde mit Drohungen aus dem Kongress, dem Weißen Haus und Tel Aviv überschüttet.

 An seinem ersten Tag im Weißen Haus unterzeichnete Donald Trump das Gesetz, das Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof verhängt. Ein Mann pakistanischer Herkunft, der es wagt, unantastbare Namen anzurühren? Das Spiel ist vorbei.

So wurde eine internationale Institution mit all ihren Mitarbeitern und ihrer Ausrüstung unter US-Sanktionen gestellt, als wäre sie eine bewaffnete Miliz... Ihren Mitarbeitern wurde verboten, zu reisen, zu arbeiten und sogar frei zu atmen... Wer hat gesagt, dass US-Amerika Gerechtigkeit verhindert? Solange diese nicht in die Nähe von Tel Aviv oder dem Pentagon kommt.

Und in einem Moment der Aufrichtigkeit sagte Joe Biden es in seiner gewundenen Art: Diese Gesetze wurden nicht geschrieben, um für „weiße Männer“ zu gelten, sondern für Afrikaner ... und für Putin, wenn nötig.

Und damit ist das Paradoxon komplett: 85 % der Strafverfolgungen und Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof betreffen Afrikaner.

 Und wenn Fälle gegen Westler eröffnet werden, wird Gerechtigkeit zu einer Bedrohung ... und das Gericht zu einem Ziel.

Und jetzt wissen Sie es auch: Wenn Sie die Grenze überschreiten,
es ist das Gericht, das beurteilt wird,
der Richter, der gerichtet wird,
und der Zeuge, der gerichtet wird.

Was bleibt, ist der Mörder ... der in der ersten Reihe sitzt, in die Kameras lächelt und Einladungen zu einer Menschenrechtskonferenz erhält. Warum auch nicht?

Trump hat dem Völkerrecht einen tödlichen Schlag versetzt, dem Internationalen Strafgerichtshof einen Dolchstoß in den Rücken, dann hat er die Überreste des Menschenrechtssystems begraben und uns die Leiche hingeworfen: „Da, begrabt ihn“, sagte er in demselben Tonfall, mit dem während der Massaker an der syrischen Küste Befehle erteilt wurden, als Alawiten unter den Trümmern begraben wurden, ohne Zeugen, ohne Ermittlungen, manchmal ohne Namen, nur mit einer Nummer... Ein Loch, und alles ist vorbei.

Trump hat sich wie ein Cowboy verhalten: Er hat zuerst geschossen und dann erklärt, dass das Ziel eine Bedrohung für die Sicherheit darstelle. All dies vor den Augen der ganzen Welt. Und auch vor unseren Augen ... Vor den Augen Europas, um genau zu sein.

Europa hat diese Gesetze aus den Trümmern seiner Kriege, seinen ungelösten psychologischen Komplexen und seiner Angst vor sich selbst heraus erarbeitet.

Und heute schaut es zu, schweigend... Mit all seinen psychologischen Komplexen schweigt Europa heute. Es begräbt sein rechtmäßiges Kind kaltblütig, so wie die Mütter in Gaza ihre Kinder begraben...

Mit einer einzigen Träne, denn die Zeit lässt kein langes Weinen zu.

Verstehen Sie jetzt? Alle Menschenrechtsgesetze, vom Römischen Statut bis zur Internationalen Charta, eignen sich gut für akademische Seminare und Schulungen, die mit der Verleihung von Diplomen und Fotos glücklicher Experten enden.

Und alles wird in Washington entschieden.

So wird internationale Gerechtigkeit im Zeitalter der Hegemonie ausgeübt: eine Liste von Sanktionen ... und ein roter Teppich für den Henker.

Haben Sie die Geschichte richtig verstanden?

Eine Italienerin auf der US-Liste politischer Terroristen... Ihr Name ist Francesca Albanese. Sie kommt nicht aus Gaza, sie hat keinen Krieg erlebt, sie wurde nicht unter einer Blockade geboren. Sie versteckt keine Waffen oder Bomben in ihrer Tasche, sie gehört keiner geheimen Organisation an... Sie kommt aus der Welt des Rechts, aus Institutionen der Vereinten Nationen, aus einer neutralen Bürokratie... Alles, was sie getan hat, war, einen offiziellen Bericht über die Ereignisse in Gaza zu verfassen...

Sie schrieb, was sie sah: Blut, Trümmer, ein Verbrechen an sich... Sie schrieb, dass das, was dort geschah, keine Sicherheitsoperation und keine Selbstverteidigung war, sondern Völkermord... Sie tat ihre Arbeit in der Sprache der Berichterstattung, ohne Parolen, ohne Kampfrufe, ohne auch nur eine rote halbe Wassermelone an den Rand zu malen... Francesca Albanese erschütterte die Weltordnung, weil sie nicht gelogen hat...

Sie hat nicht gegen diplomatische Regeln verstoßen... Sie hat lediglich das Gesetz angewendet...

 ➤Unterschreiben Sie die Petition

Friedensnobelpreis für Francesca Albanese und die Ärzte von Gaza

16/06/2025

Ein erloschener Stern : Parnia Abbasi, junge iranische Dichterin, von Israel ermordet

Fausto GiudiceTlaxcala , 16.6.2025


Eine der Raketen, die Israel in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni auf den Iran abgeworfen hatte, traf ein Wohngebäude im Westen Teherans, den Orchideenkomplex in der Sattar-Khan-Straße. Das Ziel war Professor Abdulhamid Minoushehr, ein Nuklearwissenschaftler, der an der Beheshti-Universität lehrte. Die Rakete zerstörte den dritten, vierten und fünften Stock des Gebäudes. Unter den „kollateralen"“Opfern befand sich die gesamte Familie Abbasi: Die 23-jährige Parnia, ihr 16-jähriger Bruder Parham und ihre Eltern Parviz, ein pensionierter Lehrer, und Massoumeh, eine pensionierte Bankangestellte. Parnia unterrichtete Englisch, arbeitete bei der Melli Bank und war Dichterin.

Der erloschene Stern

Ich habe um uns beide geweint - um dich und um mich.

Du bläst meine Tränen, verblasste Sterne, in den Wind deines Himmels.

In deiner Welt wird das Licht zur Erlösung.

In meiner Welt ist es nur ein Schattentheater.

Irgendwo da draußen beenden du und ich unsere Geschichte.

Das schönste Gedicht der Welt verklingt in der Stille.

Irgendwo wirst du geboren.

Du rufst das Flüstern des Lebens.

Und ich, an tausend Orten, zerfalle.

Ich verzehre mich -werde zu einem erloschenen Stern, zu einem Rauch, der in deinem Himmel verloren ist.

 

ستاره‌ی خاموش

 

برای هر دو گریستم

 

برای تو

 

و خودم

 

ستاره‌های اشکم را

 

در آسمانت فوت می‌کنی

 

در دنیای تو

 

رهایی نور

 

در دنیای من

 

بازی سایه‌ها

 

در جایی

 

من و تو تمام می‌شویم

 

زیباترین شعر جهان

 

لال می‌شود

 

در جایی

 

تو شروع می‌شوی

 

نجوای زندگی را

 

فریاد می‌کنی

 

در هزار جا

 

من به پایان می‌رسم

 

می‌سوزم

 

می‌شوم ستاره‌ای خاموش

 

که در آسمانت

 

دود می‌شود.

 

 


Dieses Gedicht wurde von der Lyrikzeitschrift Vazn-e Donya [Das Gewicht der Welt] in einer Ausgabe veröffentlicht, die den „Dichtern der Generation Z“ gewidmet war, veröffentlicht, das aus einem Schreibworkshop hervorgegangen war. Auszug aus einem Interview der Zeitschrift mit der Autorin :

„Ich betrachte alles, was in meinem Leben passiert, auf eine Weise, die es mir ermöglicht, darüber zu schreiben“

Parnia Abbasi: „Jedes Mal, wenn ich etwas schreibe, zeige ich es immer meiner Mutter und meinen Freunden. Ich frage meine Mitmenschen, was sie davon halten. Ich liebe es, die Reaktionen der Leute zu sehen, wenn sie meine Gedichte lesen, ihre Gesichtsausdrücke, ihre Antworten, ich finde das faszinierend. Ehrlich gesagt, ist es zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Ich betrachte alles, was mir passiert, als etwas, das ich aufschreiben kann, um das Gefühl, das ich in diesem Moment hatte, durch Poesie auszudrücken. In diesem Sinne bringt mir das Schreiben Frieden. Auch wenn es nur ein bisschen jeden Abend ist. Die meisten dieser Gedichte reiche ich weder ein noch veröffentliche ich sie, aber wenn ich sie wieder lese, habe ich das Gefühl, dass diese Gefühle in mir wieder lebendig werden, und das bedeutet mir sehr viel.

Als ich mich der Schreibwerkstatt anschloss, war ich sehr mit meiner Arbeit und meinem Studium beschäftigt, aber ehrlich gesagt bedeutete mir die Werkstatt viel mehr als die Schule oder irgendetwas anderes. Ich war schon im Vorfeld ganz aufgeregt und bereitete mich auf das vor, was ich sagen wollte. Die Dichter kennen zu lernen, sie zu erforschen, das bedeutete mir mehr als fast alles andere in meinem Leben. Und das ist auch heute noch so“.