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13/08/2025

SARAH B.
Scharfschützen im Kreuzzug
Der Missbrauch der humanitären Hilfe in Gaza durch evangelische Extremisten und ehemalige Spezialeinheiten

 In Gaza wurde der Humanitarismus von mit Gewehren, Exorzismen und einer göttlichen Mission bewaffneten Kreuzrittern missbraucht, um das Schlachtfeld nach dem Ebenbild Gottes neu zu gestalten.

Sarah B., DD Geopolitics, 31. Juli 2025

Deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi von ProMosaik für Tlaxcala

Inhaltsverzeichnis

I. Die Rückkehr des Kreuzzugs    
II. Eine neue Söldnerrasse: Treffen Sie die Kreuzritter  
III. Die Befreiungslehre
IV. Kinder: Bekämpfung des Menschenhandels als Deckung
V. Gaza: Ein Schlachtfeld für die Seele
VI. Ein Netzwerk der Herrschaft jenseits des Gazastreifens 
VII. Der Schatten von Verschwörungen und Geheimdienstfronten
VIII. Fazit: Die Instrumentalisierung des Glaubens  
 




10/08/2025

„Diejenigen, die Israel bewaffnen, sind die wahren Antisemiten“: Reaktionen in Israel auf den Merzschen Waffenlieferstopp

Nachstehend zwei Artikel aus der israelischen Tageszeitung Haaretz über die Entscheidung von Bundeskanzler Merz, Lieferungen von Waffen nach Israel zu stoppen, die in Gaza eingesetzt werden könnten. Von Tlaxcala übersetzt
Rissiges, von RABE

Wie Berlins Waffenembargo wegen Gaza israelische Firmen in Deutschland daran hindern kann, Waffen an Israel zu verkaufen

Oded Yaron, Haaretz, 9.8.2025

Seit Jahrzehnten ist Deutschland nach den USA der zweitgrößte Lieferant von Rüstungsgütern an Israel. Sollte Israel erneut in eine Notlage geraten, in der es Waffen benötigt, könnte es mit leeren Händen dastehen. Die Formulierung des Bundeskanzlers zum Verbot von Waffen für den Einsatz in Gaza könnte Berlin jedoch einen gewissen Spielraum lassen.


Der deutsche Bundeskanzler Merz (links) mit Premierminister Netanjahu im vergangenen Jahr. Foto  : Kobi Gideon/BauBau

Die Entscheidung Deutschlands vom Freitag, Waffenexporte nach Israel zu beschränken, könnte erhebliche Auswirkungen auf mehrere der wichtigsten Waffensysteme des israelischen Militärs haben und Israel und seine Lieferanten dazu zwingen, Ausweichlösungen für die Produktion in Deutschland zu finden.

Der Schritt könnte auch dazu führen, dass in Deutschland tätige israelische Rüstungsunternehmen, darunter auch staatliche Unternehmen, keine Waffen mehr an Israel verkaufen dürfen.


Ein U-Boot der israelischen Marine

In den letzten Jahrzehnten war Deutschland nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Lieferant von Rüstungsgütern an Israel, was vor allem auf große Aufträge von ThyssenKrupp für U-Boote und Raketenabwehrschiffe zum Schutz der israelischen Offshore-Gasplattformen zurückzuführen ist.

Laut einer offiziellen Antwort des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie auf eine Anfrage des Bundestages hat Berlin seit Kriegsbeginn bis zum 13. Mai 2025 Rüstungsexporte nach Israel im Wert von insgesamt 481 Millionen Euro genehmigt.

Die Bundesregierung lehnte es ab, konkrete Angaben zu den gelieferten Waffen und Ausrüstungsgütern zu machen, und nannte stattdessen allgemeine Kategorien wie Kleinwaffen, Bomben, Raketen, Munition und eine Vielzahl von Systemen.

Die Erklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz, dass Deutschland keine Ausfuhr von militärischer Ausrüstung genehmigen werde, die in den Kämpfen im Gazastreifen eingesetzt werden könnte, lässt Berlin einen gewissen Handlungsspielraum. So dürfte die Entscheidung beispielsweise keine Auswirkungen auf U-Boot- oder Schiffsausfuhren haben, obwohl deutsche Abgeordnete in verschiedenen parlamentarischen Anfragen auf Berichte hingewiesen haben, wonach Überwasserschiffe an der Gaza-Offensive beteiligt waren.

Israel ist jedoch auch in anderen Bereichen von Deutschland abhängig, in denen es schwer zu argumentieren wäre, dass die Systeme nichts mit den Kämpfen im Gazastreifen zu tun haben. So stellt beispielsweise das deutsche Unternehmen MTU, eine Tochtergesellschaft des britischen Rolls-Royce-Konzerns, die Motoren für den Merkava-Panzer, den gepanzerten Mannschaftstransporter Namer und das neue gepanzerte Kampffahrzeug Eitan her.

Dies sind kritische Komponenten für die Einsatzfähigkeit der Panzer- und Infanterieeinheiten der israelischen Streitkräfte. MTU betreibt auch Werke in Großbritannien und den USA, aber diese Anlagen werden nur für die Endmontage und Erprobung von Motoren genutzt, sodass Deutschland ein wichtiges Glied in der Lieferkette bleibt.


Ein Panzer der israelischen Streitkräfte an der Grenze zum Gazastreifen, 2024. Foto Jack Guez/AFP

Die globale Ausrichtung der Lieferkette könnte Israel bereits eine Lösung für die deutschen Sanktionen bieten. Denn Israel bezieht die Motoren für den Namer und den Eitan von einem US-amerikanischen Unternehmen, Rolls-Royce Solutions America Inc., einer in den USA registrierten Tochtergesellschaft der Rolls-Royce Group, sodass die Transaktion über die USA abgewickelt wird.

Die Entscheidung hat keine Auswirkungen auf bestehende israelische Exportverträge mit Deutschland. Erst letzten Monat gab Elbit einen Vertrag über die Lieferung von infrarotgesteuerten Raketenabwehrsystemen für die deutschen A400M-Transportflugzeuge bekannt. Sollte die israelische Regierung jedoch ihren derzeitigen Kurs in Gaza beibehalten, könnte auch Deutschland bei künftigen Beschaffungen auf alternative Lieferanten zurückgreifen. Darüber hinaus könnte jede Entscheidung Deutschlands einen Dominoeffekt in anderen europäischen Staaten auslösen.

Eine Bedrohung für die Exporte israelischer Unternehmen nach Israel

Die internationale Zusammenarbeit zwischen israelischen Rüstungsunternehmen im Ausland und Deutschland hat sich in den ersten Monaten des Krieges als unverzichtbar erwiesen. Deutschland ist für Israel ein wichtiger Verbündeter bei der Entwicklung, Produktion und Vermarktung moderner Waffen, von denen ein Teil für Israel selbst bestimmt ist.

Israel Aerospace Industries, Rafael und Elbit besitzen alle Tochtergesellschaften in Deutschland und arbeiten mit lokalen Firmen in verschiedenen Bereichen zusammen. Das bedeutet, dass Israel, sollte es erneut in eine Notsituation geraten und dringend Lieferungen aus Deutschland benötigen, wie dies in der Vergangenheit bereits der Fall war, möglicherweise mit leeren Händen dastehen würde.

Eine der bedeutendsten deutschen Waffenlieferungen an Israel seit Beginn des Krieges im Gazastreifen war die Lieferung von 3.000 Panzerabwehrraketenwerfern im Jahr 2023. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um „Matador”-Raketenwerfer (RGW-90 oder die leichteren RGW-60), die in der Zahal als „Mapatz” bekannt sind und zur Zerstörung von gepanzerten Fahrzeugen, Bunkern und Militanten in Gebäuden dienen.

Die Abschussgeräte werden von der deutschen Firma Dynamit Nobel Defence (DND) hergestellt, die vor 20 Jahren von Rafael, dem staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen, übernommen wurde. Der Matador wurde von der IDF in den Jahren der Kämpfe im Gazastreifen und im Libanon häufig eingesetzt.


Das Spike-Raketensystem von Rafael. Bildquelle: Rafael Advanced Defense Systems

Rafael hat auch die „Spike”-Familie von Lenkwaffensystemen entwickelt. Um diese in Europa zu vermarkten, gründete das Unternehmen Eurospike – ein Joint Venture mit zwei großen deutschen Firmen: Rheinmetall (40 Prozent Anteil) und Diehl Defence (ebenfalls 40 Prozent). Die restlichen 20 Prozent hält Ercas B.V., eine in den Niederlanden registrierte und vom Vereinigten Königreich aus tätige Holdinggesellschaft von Rafael.

Laut deutschen Unternehmensregistern ist Eurospike für die Vermarktung und den Vertrieb von Spike-Systemen, insbesondere für europäische Kunden, zuständig und erbringt darüber hinaus Dienstleistungen wie Projektmanagement und grundlegende Systemtechnik. Spike-Raketen werden teilweise in Israel und teilweise in Produktionsstätten der deutschen Partnerunternehmen hergestellt.

Deutschlands Waffenembargo gegen Israel ist kein Verrat, sondern eine moralische Abrechnung

Gideon Levy, Haaretz, 9.8.2025

 


Die Bewaffnung Israels, damit es seinen Plan zur Eroberung des Gazastreifens und zur Durchführung ethnischer Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in diesem Gebiet umsetzen kann, ist eine der antisemitischsten und antiisraelischsten Maßnahmen, die man sich vorstellen kann. In dieser Hinsicht ist die Entscheidung der deutschen Regierung, die Waffenlieferungen an Israel einzustellen, ein mutiges Bekenntnis zu moralischen Werten und auch zu echter Freundschaft gegenüber Israel.

Deutschland hat angekündigt, die Ausfuhr von militärischer Ausrüstung, die im Gazastreifen eingesetzt werden könnte, nach Israel einzustellen. Das Deutschland nach dem Holocaust musste diese Entscheidung treffen: hätte es weiterhin Waffen an ein Land geliefert, das Völkermord begeht, hätte dies bewiesen, dass es nichts aus seiner Vergangenheit gelernt hat.

So wie es seit Jahren klar ist, dass Deutschland sich nicht gegen Israel aussprechen kann und dass das Land, das den Holocaust begangen hat, verpflichtet ist, die Sicherheit des aus seiner Asche entstandenen Staates zu gewährleisten, so klar ist auch, dass Deutschland jeden Völkermord bekämpfen und schon gar nicht unterstützen darf, selbst wenn der Täter sein geliebtes Israel ist.


Juni 2025: Demonstranten protestieren vor dem Bundestag in Berlin gegen die Bedingungen in Gaza und fordern Sanktionen gegen Israel und Waffenstopp. Foto Fabrizio Bensch/ REUTERS

Mit der Verhängung eines teilweisen Waffenembargos gegen Israel hat Deutschland bewiesen, dass es an der Spitze Europas steht und den Holocaust und seine Lehren nicht vergisst. Ein Deutschland, das Israel weiterhin mit Waffen beliefert hätte, wäre wie alle derzeitigen Waffenlieferanten Israels zu seinem Komplizen beim Völkermord geworden. Und das darf Deutschland mehr als jedes andere Land der Welt nicht tun.

Alle, die Israel bei der Begehung von Völkermord unterstützen, erklären damit, dass sie den Staat nicht weniger hassen als diejenigen, die über seine Taten empört sind. Israel jetzt zu bewaffnen, zeugt weder von Freundschaft gegenüber dem Staat noch von Sorge um sein Schicksal. Die Lieferung von Waffen an den Angreifer in einem illegitimen Krieg, der längst beendet sein sollte und dessen Ziele inzwischen sinnlos und verbrecherisch sind, bedeutet Mittäterschaft an einem Verbrechen.

Deutschland hat das alte Paradigma auf den Kopf gestellt: dem heutigen Israel darf keine Hilfe gewährt werden, schon gar nicht Waffen. Jedes Flugzeug und jede Granate, jedes Raketenschiff und jede Kanone werden nur noch mehr unschuldige Menschen töten. In dem Moment, in dem der Angriff auf Gaza aufgehört hat, ein Akt der Selbstverteidigung zu sein, ist er unerträglich geworden.

Angesichts der unglaublichen Unterstützung durch die Vereinigten Staaten und der erstaunlichen Ohnmacht der Opposition in Israel gibt es niemanden, der den Krieg stoppen kann. Europa kann dazu beitragen, ihn zu beenden, wenn auch nicht sofort.

Aber über den Wunsch hinaus, den Krieg zu beenden, ist die Lieferung von Waffen an Israel ein Akt der Feindseligkeit gegenüber diesem Land. Wenn nur die US-Amerikaner das verstehen würden. Deutschland hat die Macht, den Kurs zu bestimmen: die Sorge um das Schicksal Israels schließt nicht ein, es zu bewaffnen, um seine wahnsinnigen Pläne in Gaza durchzusetzen.


Zahal-Soldaten im Einsatz in Rafah im Süden Gazas. Foto IDF Spokesperson's Unit

Anstatt alle Demonstranten gegen Israel und gegen den Krieg weiterhin als Antisemiten zu betrachten, als zynische und wirksame Manipulation durch jüdische und israelische Propaganda, sollten wir vielmehr diejenigen als Antisemiten betrachten, die Israel bewaffnen.

Natürlich gibt es auch Manifestationen von Antisemitismus in Kreisen, die Israel ablehnen, aber sie sind nicht das Wesentliche. Die meisten Demonstranten sind Menschen mit Gewissen, die mit Dingen konfrontiert wurden, mit denen Israelis nicht konfrontiert wurden, und sie können nicht schweigen. Was kann man von Weltbürgern erwarten, die Bilder von Hunger und Tod sehen? Werden sie den Tätern zujubeln oder sich gegen sie erheben und sie sogar hassen?

Die Wertschätzung und Sympathie für Israel werden in naher Zukunft nicht zurückkehren. Die Welt wird Gaza so schnell nicht vergessen. Die Tatsache, dass Israel seine Handlungen leugnet und nicht einmal die geringste Verantwortung übernimmt, wird die Welt nur weiter von ihm entfernen.

Die Israelis in Europa können weiterhin die Opferkarte spielen, wenn sie aus Restaurants geworfen werden, aber so verhalten sich Menschen mit Gewissen, denen etwas wichtig ist. Sie sind keine Antisemiten. Sie sind sicherlich besser als diejenigen, die Israel dazu drängen, weiterhin Hunderte von Babys aus der Luft, zu Lande und zu Wasser zu töten und es mit Waffen auszustatten, die für die Abschlachtung dieser Babys geeignet sind.



12/07/2025

LYNA AL TABAL
I stand with Francesca Albanese/Ich stehe hinter Francesca Albanese

Dr. Lyna Al Tabal,Rai Al Youm, 11.7.2025
Arabisches Original
Übersetzt von
 Helga Heidrich, Tlaxcala

Lyna Al Tabal ist Libanesin, Doktorin der Politikwissenschaft, ausgebildete Juristin und Professorin für internationale Beziehungen und Menschenrechte.

 

Ja, ich habe mich dafür entschieden, diesen Artikel auf Englisch zu betiteln. Nicht, weil ich damit angeben möchte oder weil ich mehr an die Globalisierung der Sprache glaube als an ihre Fairness. Sondern weil dieser Satz ohne Erlaubnis zu einer Erklärung globaler Solidarität geworden ist.

I stand with Francesca Albanese. Ich stehe hinter Francesca Albanese.

Ein kurzer Satz, aber voller Bedeutung... nur fünf Wörter. Ruhig gesprochen, aber als gefährlich für die nationale Sicherheit eingestuft... Wieso?

Es gibt eine Italienerin, die derzeit wegen Gaza strafrechtlich verfolgt wird. Sie hat keine Gene des Widerstands, keine familiären Verbindungen zu Gaza, keine Vergangenheit, die von der Nakba geprägt ist, nicht einmal ein Foto. Sie ist keine Araberin, sie wurde nicht in einem Lager geboren, sie ist nicht mit Befreiungsrhetorik aufgewachsen. Sie ist keine linke Träumerin, sie hat vielleicht nie Marx in Cafés gelesen. Sie hat nie einen Stein auf einen israelischen Soldaten geworfen... Sie hat lediglich ihre berufliche Pflicht erfüllt.

„Verrückt“, sagte Trump. Er, der dieses Etikett für sich beansprucht und es wie ein Narzisst verteilt, wenn er vor einer Frau zusammenbricht, die angesichts von Ungerechtigkeit nicht schweigt.

Ihr Name ist Francesca Albanese. Die italienische Juristin und Wissenschaftlerin ist Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten. Als internationale Beamtin sitzt sie hinter einem weißen Schreibtisch und verfasst Berichte in präziser Sprache und unparteiischen juristischen Begriffen. Sie ist keine begnadete Rednerin, aber sie hat ihre Position klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: Was in Gaza geschieht, ist Völkermord.

Sie schrieb es schwarz auf weiß in einem offiziellen Bericht, der im Rahmen ihrer Aufgaben veröffentlicht wurde, in einer Sprache, die nach internationalem Recht verständlich ist: Was Israel in Gaza tut, ist Völkermord.

Über Nacht wurde ihr Name gefährlich und musste vernichtet werden, so wie die israelische Armee Häuser in Rafah vernichtet. Ihr Name wurde durch eine einzige politische Rakete vernichtet, und sie wurde zusammen mit Menschenhändlern und Terrorismusfinanzierern auf die Sanktionsliste gesetzt.

Jetzt weiß ich: In dieser Welt muss man nur nicht lügen, um mit einem Reiseverbot belegt, seine Konten eingefroren und aus dem internationalen System ausgeschlossen zu werden.

Francesca hat nicht gegen das Gesetz verstoßen, sie hat es durchgesetzt. Und das ist ihr eigentliches Vergehen.

Sie hat in ihrer Definition keine Fehler gemacht, sie hat in ihrer Sprache nicht übertrieben, sie hat ihre Befugnisse nicht überschritten. Sie hat lediglich das Verbrechen beim Namen genannt.

Nein, dieser Bericht befasst sich nicht mit dem Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern. Er befasst sich auch nicht mit Vietnam, mit weißem Phosphor, Bagdad oder Tripolis... Dieser Bericht wühlt nicht die Vergangenheit US-Amerikas auf, er befasst sich mit einer unverhüllten Gegenwart. Und mit dem Recht, das verloren geht, wenn wir es einfordern... Dieser Bericht befasst sich mit der internationalen Gerechtigkeit, die vor unseren Augen erstickt wird, und mit der Charta der Menschenrechte, die ebenfalls vor unseren Augen verschwindet. Während die Schuldigen im Sicherheitsrat sitzen.

Dieser Bericht handelt von einer Welt, in der Lügner nicht bestraft werden. Eine Welt, in der man getötet wird, wenn man aufrichtig liebt, wenn man gibt, ohne Gegenleistung zu erwarten, wenn man mutig spricht, wenn man versucht, Schaden wiedergutzumachen.

Dieser Bericht befasst sich ausschließlich mit der dunklen Welt.

Diese Welt, die alle erwürgt, die nicht so sein wollen wie sie.

Francesca war nicht die Erste.

Als das Römische Statut ins Leben gerufen wurde, behandelten die USA den Internationalen Strafgerichtshof als „juristischen Virus“, weil sie ihn nicht kontrollieren konnten... Bill Clinton unterzeichnete es (ohne es zu ratifizieren). Dann kam George W. Bush, zog seine Unterschrift zurück und verabschiedete das sogenannte „Hague Invasion Act“, das eine militärische Invasion der Niederlande genehmigt, sollte der Strafgerichtshof es wagen, auch nur einen einzigen US-amerikanischen Soldaten vor Gericht zu stellen... Barack Obama, der Weise, hob das Gesetz nicht auf... Dann kam Trump, der blonde Cowboy mit zwei Pistolen im Gürtel, der der Gerechtigkeit den Gnadenstoß versetzte... Er bestrafte Fatou Bensouda, die ehemalige Chefanklägerin des Gerichtshofs, weil sie die Verfahren gegen Afghanistan und Palästina eröffnet hatte. Er widerrief ihr Visum, fror ihr Vermögen ein und hängte sie an den Galgen seiner sarkastischen Tweets.

Dann kam Karim Khan, der derzeitige Generalstaatsanwalt, der mit dem schweren Fall Gaza und einer Liste ebenso schwergewichtiger Namen betraut wurde: Netanjahu, Galant... Wieder einmal kehrte das Buschmesser der politischen Rache zurück und bedrohte das Schwert der Gerechtigkeit.

Karim Khan wurde mit Drohungen aus dem Kongress, dem Weißen Haus und Tel Aviv überschüttet.

 An seinem ersten Tag im Weißen Haus unterzeichnete Donald Trump das Gesetz, das Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof verhängt. Ein Mann pakistanischer Herkunft, der es wagt, unantastbare Namen anzurühren? Das Spiel ist vorbei.

So wurde eine internationale Institution mit all ihren Mitarbeitern und ihrer Ausrüstung unter US-Sanktionen gestellt, als wäre sie eine bewaffnete Miliz... Ihren Mitarbeitern wurde verboten, zu reisen, zu arbeiten und sogar frei zu atmen... Wer hat gesagt, dass US-Amerika Gerechtigkeit verhindert? Solange diese nicht in die Nähe von Tel Aviv oder dem Pentagon kommt.

Und in einem Moment der Aufrichtigkeit sagte Joe Biden es in seiner gewundenen Art: Diese Gesetze wurden nicht geschrieben, um für „weiße Männer“ zu gelten, sondern für Afrikaner ... und für Putin, wenn nötig.

Und damit ist das Paradoxon komplett: 85 % der Strafverfolgungen und Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof betreffen Afrikaner.

 Und wenn Fälle gegen Westler eröffnet werden, wird Gerechtigkeit zu einer Bedrohung ... und das Gericht zu einem Ziel.

Und jetzt wissen Sie es auch: Wenn Sie die Grenze überschreiten,
es ist das Gericht, das beurteilt wird,
der Richter, der gerichtet wird,
und der Zeuge, der gerichtet wird.

Was bleibt, ist der Mörder ... der in der ersten Reihe sitzt, in die Kameras lächelt und Einladungen zu einer Menschenrechtskonferenz erhält. Warum auch nicht?

Trump hat dem Völkerrecht einen tödlichen Schlag versetzt, dem Internationalen Strafgerichtshof einen Dolchstoß in den Rücken, dann hat er die Überreste des Menschenrechtssystems begraben und uns die Leiche hingeworfen: „Da, begrabt ihn“, sagte er in demselben Tonfall, mit dem während der Massaker an der syrischen Küste Befehle erteilt wurden, als Alawiten unter den Trümmern begraben wurden, ohne Zeugen, ohne Ermittlungen, manchmal ohne Namen, nur mit einer Nummer... Ein Loch, und alles ist vorbei.

Trump hat sich wie ein Cowboy verhalten: Er hat zuerst geschossen und dann erklärt, dass das Ziel eine Bedrohung für die Sicherheit darstelle. All dies vor den Augen der ganzen Welt. Und auch vor unseren Augen ... Vor den Augen Europas, um genau zu sein.

Europa hat diese Gesetze aus den Trümmern seiner Kriege, seinen ungelösten psychologischen Komplexen und seiner Angst vor sich selbst heraus erarbeitet.

Und heute schaut es zu, schweigend... Mit all seinen psychologischen Komplexen schweigt Europa heute. Es begräbt sein rechtmäßiges Kind kaltblütig, so wie die Mütter in Gaza ihre Kinder begraben...

Mit einer einzigen Träne, denn die Zeit lässt kein langes Weinen zu.

Verstehen Sie jetzt? Alle Menschenrechtsgesetze, vom Römischen Statut bis zur Internationalen Charta, eignen sich gut für akademische Seminare und Schulungen, die mit der Verleihung von Diplomen und Fotos glücklicher Experten enden.

Und alles wird in Washington entschieden.

So wird internationale Gerechtigkeit im Zeitalter der Hegemonie ausgeübt: eine Liste von Sanktionen ... und ein roter Teppich für den Henker.

Haben Sie die Geschichte richtig verstanden?

Eine Italienerin auf der US-Liste politischer Terroristen... Ihr Name ist Francesca Albanese. Sie kommt nicht aus Gaza, sie hat keinen Krieg erlebt, sie wurde nicht unter einer Blockade geboren. Sie versteckt keine Waffen oder Bomben in ihrer Tasche, sie gehört keiner geheimen Organisation an... Sie kommt aus der Welt des Rechts, aus Institutionen der Vereinten Nationen, aus einer neutralen Bürokratie... Alles, was sie getan hat, war, einen offiziellen Bericht über die Ereignisse in Gaza zu verfassen...

Sie schrieb, was sie sah: Blut, Trümmer, ein Verbrechen an sich... Sie schrieb, dass das, was dort geschah, keine Sicherheitsoperation und keine Selbstverteidigung war, sondern Völkermord... Sie tat ihre Arbeit in der Sprache der Berichterstattung, ohne Parolen, ohne Kampfrufe, ohne auch nur eine rote halbe Wassermelone an den Rand zu malen... Francesca Albanese erschütterte die Weltordnung, weil sie nicht gelogen hat...

Sie hat nicht gegen diplomatische Regeln verstoßen... Sie hat lediglich das Gesetz angewendet...

 ➤Unterschreiben Sie die Petition

Friedensnobelpreis für Francesca Albanese und die Ärzte von Gaza

29/05/2025

GIDEON LEVY
Deutschlands Unterwerfung zu seiner Vergangenheit hat es viel zu lange zum Schweigen über Gaza gebracht

Gideon LevyHaaretz 29.5.2025
Übersetzt von Fausto Giudice , Tlaxcala

Deutschland hat das Andenken an den Holocaust und seine Lehren verraten. Ein Land, das es als seine höchste Aufgabe ansah, nicht zu vergessen, hat vergessen. Ein Land, das sich selbst versprochen hat, niemals zu schweigen, schweigt. Ein Land, das einst „Nie wieder“ sagte, sagt nun „wieder“, mit Waffen, mit Geld, mit Schweigen. Kein Land sollte besser darin sein als Deutschland, „widerliche Prozesse zu erkennen“. Jeder Deutsche weiß viel mehr darüber als Yair Golan. Hier in Israel sind sie in vollem Gange, doch Deutschland hat sie noch nicht als das erkannt, was sie sind. Erst kürzlich ist es zu spät und zu wenig aufgewacht.


Wenn Deutschland den Flaggenmarsch in Jerusalem sieht, muss es die Reichspogromnacht sehen. Wenn es die Parallelen nicht sieht, verrät es das Andenken an den Holocaust. Wenn es auf Gaza blickt, muss es die Konzentrationslager und Ghettos sehen, die es gebaut hat. Wenn es hungrige GazanerInnen sieht, muss es die elenden Überlebenden der Lager sehen. Wenn es die faschistischen Reden israelischer Minister und anderer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Tötung und Bevölkerungstransfer, über „keine Unschuldigen“ und über das Töten von Babys hört, muss es die erschreckenden Stimmen aus seiner Vergangenheit hören, die dasselbe auf Deutsch gesagt haben.

Sie hat kein Recht zu schweigen. Sie muss die Fahne des europäischen Widerstands gegen das, was im Gazastreifen geschieht, hochhalten. Doch sie hinkt weiterhin hinter dem Rest Europas hinterher, wenn auch unbequem, nicht nur wegen ihrer Vergangenheit, sondern auch wegen ihrer indirekten Verantwortung für die Nakba, die ohne den Holocaust wahrscheinlich nicht stattgefunden hätte. Deutschland hat auch eine teilweise moralische Schuld gegenüber dem palästinensischen Volk.

Ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten und Deutschlands hätte es die israelische Besatzung nicht gegeben. Während dieser ganzen Zeit galt Deutschland als Israels zweitbester Freund. Seine Unterstützung war bedingungslos und vorbehaltlos. Jetzt wird Deutschland für seine langen Jahre der strengen Selbstzensur bezahlen, in denen es verboten war, Israel, das heilige Opfer, zu kritisieren.

Jede Kritik an Israel wurde als Antisemitismus abgestempelt. Der gerechte Kampf für die Rechte der Palästinenser wurde kriminalisiert. Ein Land, in dem ein großes Medienimperium von seinen Journalisten als Einstellungsvoraussetzung verlangt, niemals Israels Existenzrecht in Frage zu stellen, kann nicht behaupten, die Meinungsfreiheit zu achten. Und wenn Israels derzeitige Politik seine Existenz gefährdet, sollte es dann nicht erlaubt sein, es zu kritisieren?

In Deutschland ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Israel zu kritisieren, egal was es tut. Das ist keine Freundschaft, das ist Knechtschaft gegenüber einer Vergangenheit, und das muss angesichts der Ereignisse in Gaza ein Ende haben. Die „besondere Beziehung“ kann keine Billigung von Kriegsverbrechen beinhalten. Deutschland hat kein Recht, den Internationalen Strafgerichtshof, der als Reaktion auf seine Verbrechen eingerichtet wurde, zu ignorieren, indem es darüber debattiert, wann es einen wegen Kriegsverbrechen gesuchten israelischen Ministerpräsidenten einladen soll. Es hat kein Recht, die Klischees der Vergangenheit zu wiederholen und Blumen in Yad Vashem niederzulegen, 90 Autominuten von Chan Yunis entfernt.


  Inas Abu Maamar, 36, beugt sich über den Leichnam ihrer Nichte Saly (5), die gemeinsam mit neune Familienmitgliedern getötet wurde, als eine israelische Rakete ihr Haus in Chan Yunis traf. Dieses Bild von Mohammed Salem für Reuters wurde mit dem ersten Preis des Wettbewerbes World Press Photo 2024 ausgezeichnet.

Deutschland steht nun vor seiner schwersten moralischen Prüfung seit dem Holocaust. Wenige Wochen nach dem Einmarsch Wladimir Putins in die Ukraine war es Deutschland, das die Sanktionen gegen Russland anführte. Zwanzig Monate nach der Invasion des Gazastreifens hat Deutschland noch immer keine Maßnahmen gegen Israel ergriffen, abgesehen von den gleichen Lippenbekenntnissen wie andere europäische Länder.

Deutschland muss sich ändern, nicht trotz seiner Vergangenheit, sondern gerade wegen ihr. Es reicht nicht aus, dass Bundeskanzler Friedrich Merz sagt, dass die Bombardierung des Gazastreifens nicht mehr zu rechtfertigen sei. Er muss Maßnahmen ergreifen, um sie zu stoppen. Es reicht nicht aus, dass Außenminister Johann Wadephul sagt, dass Deutschland sich nicht „in eine Lage bringen lassen wird, in der wir Zwangssolidarität zeigen müssen“.

Es ist Zeit, dass Deutschland sich mit den Opfern solidarisch zeigt und sich von den Fesseln der Vergangenheit befreit, die es von den Lehren des Holocaust entfremden. Deutschland kann nicht weiter tatenlos zusehen und sich mit halbherzigen Verurteilungen begnügen. Angesichts der schrecklichen Lage in Gaza ist dies Schweigen – das beschämende Schweigen Deutschlands.


13/01/2025

JONATHAN POLLAK
„Ich sah, dass der Boden voller Blut war. Ich spürte Angst wie Elektrizität in meinem Körper. Ich wusste genau, was passieren würde“
Zeugenaussagen über den zionistischen Gulag


Vergewaltigung. Hunger. Schläge mit tödlichem Ausgang. Misshandlungen. Etwas Grundlegendes hat sich in den israelischen Gefängnissen verändert. Keiner meiner palästinensischen Freunde, die kürzlich entlassen wurden, war noch der Mensch, der er zuvor war.

Jonathan Pollak, Haaretz , 9/1/2025.
Übersetzt von Shofty Shmaha, Tlaxcala

Jonathan Pollak (1982) war 2003 einer der Gründer der israelischen Gruppe Anarchisten gegen die Mauer. Er wurde mehrfach verletzt und inhaftiert und ist Mitarbeiter der Tageszeitung Haaretz. Er weigerte sich unter anderem, vor einem Zivilgericht zu erscheinen und verlangte, wie ein gewöhnlicher Palästinenser von einem Militärgericht verurteilt zu werden, was ihm natürlich verwehrt wurde.

Jonathan Pollak gegenüber einem israelischen Soldaten bei einer Demonstration gegen die Schließung der Hauptstraße des palästinensischen Dorfes Beit Dajan in der Nähe von Nablus im besetzten Westjordanland am Freitag, den 9. März 2012. (Anne Paq/Activestills)


Jonathan Pollak im Amtsgericht von Jerusalem, verhaftet im Rahmen einer beispiellosen Rechtskampagne der zionistischen Organisation Ad Kan, 15. Januar 2020. (Yonatan Sindel/Flash90)


Aktivisten halten Plakate zur Unterstützung von Jonathan Pollak während der wöchentlichen Demonstration in der palästinensischen Stadt Beita im besetzten Westjordanland am 3. Februar 2023 hoch. (Wahaj Banimoufleh)



Jonathan Pollak neben seiner Anwältin Riham Nasra im Gericht von Petah Tikva während seines Prozesses wegen des Werfens von Steinen bei einer Demonstration gegen den jüdischen Siedleraußenposten Eviatar in Beita im besetzten Westjordanland am 28. September 2023. (Oren Ziv)


Als ich nach einer langen Haftstrafe aufgrund einer Demonstration im Dorf Beita in die [seit 1967 besetzten] Gebiete zurückkehrte, war das Westjordanland ganz anders als das, was ich kannte. Auch hier hatte Israel seine Ruhe verloren. Morde an Zivilisten, Angriffe von Siedlern, die mit der Armee agieren, Massenverhaftungen. Angst und Schrecken an jeder Straßenecke. Und diese Stille, eine erdrückende Stille. Schon vor meiner Freilassung war klar, dass sich etwas Grundlegendes geändert hatte. Wenige Tage nach dem 7. Oktober wurde Ibrahim Alwadi, ein Freund aus dem Dorf Qusra, zusammen mit seinem Sohn Ahmad getötet. Sie wurden erschossen, als sie vier Palästinenser begleiteten, die am Vortag erschossen worden waren - drei von Siedlern, die in das Dorf eingedrungen waren, der vierte von Soldaten, die sie begleiteten.

Nach meiner Freilassung wurde mir klar, dass in den Gefängnissen etwas sehr Schlimmes vor sich ging. Im Laufe des vergangenen Jahres, als ich meine Freiheit wiedererlangte, wurden Tausende von Palästinensern - darunter viele Freunde und Bekannte - von Israel massenhaft verhaftet. Als sie allmählich freigelassen wurden, zeichneten ihre Zeugenaussagen ein systematisches Bild der Folter. Tödliche Schläge sind ein wiederkehrendes Motiv in jeder Erzählung. Dies geschieht bei der Zählung der Häftlinge, bei der Durchsuchung der Zellen und bei jeder Bewegung von einem Ort zum anderen. Die Situation ist so schlimm, dass Häftlinge ihre Anwälte bitten, die Anhörungen ohne ihre Anwesenheit abzuhalten, da der Weg von der Zelle zum Raum, in dem die Kamera installiert ist, ein Weg voller Schmerzen und Erniedrigungen ist.

Ich habe lange überlegt, wie ich die Berichte, die ich von meinen aus der Haft zurückgekehrten Freunden gehört habe, weitergeben soll. Schließlich gebe ich hier keine neuen Details preis. Alles, bis ins kleinste Detail, füllt bereits Band um Band in den Berichten von Menschenrechtsorganisationen. Aber für mich sind das nicht die Geschichten von Menschen, die weit weg sind. Es sind Menschen, die ich gekannt habe und die die Hölle überlebt haben. Keiner von ihnen ist mehr die Person, die er zuvor war. Ich versuche zu erzählen, was ich von meinen Freunden gehört habe, eine Erfahrung, die von unzähligen anderen geteilt wird, selbst wenn ich ihre Namen ändere und identifizierbare Details ausblende. Schließlich tauchte in jedem Gespräch die Angst vor Vergeltung auf.

Die Schläge und das Blut

Ich besuchte Malak einige Tage nach seiner Freilassung. Ein gelbes Tor und ein Wachtturm versperrten den Weg, der früher von der Hauptstraße ins Dorf führte. Die meisten anderen Straßen, die durch die Nachbardörfer führten, waren alle blockiert. Nur eine kurvenreiche Straße, die an der byzantinischen Kirche vorbeiführt, die Israel 2002 in die Luft gesprengt hatte, blieb offen. Jahrelang war dieses Dorf für mich wie ein zweites Zuhause gewesen, und dies ist das erste Mal seit meiner Freilassung, dass ich dorthin zurückkehre.

Malak wurde 18 Tage lang festgehalten. Er wurde dreimal verhört und bei allen Verhören wurde er nach Banalitäten befragt. Er war also davon überzeugt, dass er in Verwaltungshaft überstellt werden würde - das heißt, ohne Gerichtsverfahren und ohne Beweise, ohne dass er wegen irgendetwas angeklagt wird, unter einem Firnis von geheimen Verdächtigungen und ohne zeitliche Begrenzung. Dies ist in der Tat das Schicksal der meisten palästinensischen Häftlinge im Moment.

Nach dem ersten Verhör wurde er in den Foltergarten gebracht. Tagsüber holten die Wärter Matratzen und Decken aus den Zellen und gaben sie abends zurück, wenn sie kaum noch trocken und manchmal sogar noch nass waren. Malak beschreibt die Kälte der Jerusalemer Winternächte als Pfeile, die bis auf die Knochen in das Fleisch eindringen chon. Er erzählt, wie sie ihn und die anderen Häftlinge bei jeder Gelegenheit schlugen. Bei jeder Zählung, jeder Durchsuchung, jeder Bewegung von einem Ort zum anderen war alles eine Gelegenheit, um zu schlagen und zu erniedrigen.

„Einmal, bei der morgendlichen Zählung“, erzählte er mir, “knieten wir alle mit dem Gesicht zu den Betten. Einer der Wärter packte mich von hinten, legte mir Hand- und Fußfesseln an und sagte auf Hebräisch 'Komm, beweg dich'. Er hob mich an den Handschellen auf meinem Rücken hoch und führte mich gebückt über den Hof neben den Zellen. Um rauszukommen, gibt es eine Art kleinen Raum, den man durchqueren muss, zwischen zwei Türen mit einem kleinen Fenster“. Ich weiß genau, welchen kleinen Raum er meint, denn ich habe ihn schon dutzende Male durchquert. Es ist ein Sicherheitsdurchgang, bei dem zu einem bestimmten Zeitpunkt nur eine der Türen geöffnet werden kann. „Dann waren wir da“, fährt Malek fort, “und sie haben mich gegen die Tür gedrückt, mein Gesicht gegen das Fenster. Ich schaute hinein und sah, dass der Boden mit geronnenem Blut bedeckt war. Ich spürte, wie die Angst wie Elektrizität durch meinen Körper floss. Ich wusste genau, was passieren würde. Sie öffneten die Tür, einer kam herein und stellte sich an das Fenster im Hintergrund, blockierte es und der andere warf mich hinein auf den Boden. Sie traten auf mich ein. Ich versuchte, meinen Kopf zu schützen, aber meine Hände waren mit Handschellen gefesselt, so dass ich nicht wirklich eine Möglichkeit hatte, dies zu tun. Es waren mörderische Schläge. Ich dachte wirklich, dass sie mich vielleicht töten würden. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat. Irgendwann erinnerte ich mich daran, dass mir in der Nacht zuvor jemand gesagt hatte: „Wenn sie dich schlagen, schrei aus vollem Halse. Was kann es dir antun? Schlimmer kann es nicht werden, und vielleicht hört es ja jemand und kommt“. Also fing ich an, richtig laut zu schreien, und tatsächlich kam jemand. Ich verstehe kein Hebräisch, aber es gab ein paar Schreie zwischen ihm und ihnen. Dann sind sie weggegangen und er hat mich von hier weggebracht. Mir lief Blut aus meinem Mund und meiner Nase“.

Khaled, einer meiner engsten Freunde, hatte ebenfalls unter der Gewalt der Wärter zu leiden. Als er nach einer achtmonatigen Verwaltungshaft aus dem Gefängnis entlassen wurde, erkannte ihn sein Sohn aus der Ferne nicht wieder. Die Entfernung zwischen dem Ofer-Gefängnis und seinem Haus in Beitunia legte er im Laufen zurück. Später sagte er, dass man ihm nicht gesagt hatte, dass die Verwaltungshaft beendet war, und er hatte Angst, dass ein Fehler gemacht worden war und sie ihn bald wieder verhaften würden. Dies war bereits bei jemandem geschehen, der mit ihm in der Zelle war. Auf dem Foto, das mir sein Sohn wenige Minuten nach ihrer Begegnung schickte, sieht er wie ein menschlicher Schatten aus. An seinem ganzen Körper - seinen Schultern, Armen, seinem Rücken, seinem Gesicht und seinen Beinen - waren Zeichen von Gewalt zu sehen. Als ich ihn besuchen kam, stand er auf, um mich zu küssen, aber als ich ihn in den Arm nahm, stöhnte er vor Schmerzen. Einige Tage später zeigten die Untersuchungen ein Ödem um die Wirbelsäule herum und eine Rippe, die verheilt war.

 

Im Gefängnis von Megiddo

Jede Handlung ist eine Gelegenheit, um zu schlagen und zu erniedrigen.

Eine weitere Aussage, die ich von Nizar gehört habe, der bereits vor dem 7. Oktober in Verwaltungshaft war und seitdem in verschiedene Gefängnisse verlegt wurde, darunter auch Megiddo. Eines Abends gingen die Wärter in die Nachbarzelle und er konnte von seiner Zelle aus die Schläge und Schmerzensschreie hören. Nach einiger Zeit nahmen die Wärter einen Häftling und warfen ihn allein in die Einzelzelle. Während der Nacht und am nächsten Tag stöhnte er vor Schmerzen und schrie immer wieder „mein Bauch“ und rief um Hilfe. Niemand kam. Dies setzte sich auch in der folgenden Nacht fort. Gegen Morgen hörten die Schreie auf. Als am nächsten Tag ein Krankenpfleger durch den Trakt ging, erkannten sie an dem Tumult und den Schreien der Wärter, dass der Häftling tot war. Bis heute weiß Nizar nicht, wer es war. Es war verboten, zwischen den Zellen zu sprechen, und er weiß nicht, welches Datum es war.

Nach seiner Freilassung wurde ihm klar, dass in der Zeit, in der er inhaftiert war, dieser Häftling nicht der einzige war, der in Megiddo gestorben war. Taoufik, der im Winter aus dem Gilboa-Gefängnis entlassen wurde, erzählte mir, dass sich während einer Überprüfung des Quartiers durch Gefängnisbeamte einer der Häftlinge darüber beschwerte, dass er nicht in den Hof hinausgehen durfte. Als Antwort sagte einer der Offiziere zu ihm: „Du willst den Hof? Sag danke, dass du nicht in den Tunneln der Hamas in Gaza bist“. Dann holten sie sie zwei Wochen lang jeden Tag während der Mittagszählung in den Hof und befahlen ihnen, sich zwei Stunden lang auf den kalten Boden zu legen. Sogar im Regen. Während sie lagen, liefen die Wärter mit Hunden auf dem Hof herum. Manchmal gingen die Hunde zwischen ihnen hindurch, und manchmal liefen sie wirklich auf die liegenden Häftlinge zu; sie traten auf sie.

Laut Taoufik hatte jedes Treffen eines Häftlings mit einem Anwalt seinen Preis. „Ich wusste jedes Mal, dass ich auf dem Rückweg vom Besuchsraum in den Zellentrakt mindestens drei Schläge bekommen würde. Aber ich habe mich nie geweigert, zu gehen. Du hingegen warst in einem Fünf-Sterne-Gefängnis. Du verstehst nicht, was es bedeutet, zwölf Personen in einer Zelle zu sein, in der es selbst für sechs Personen zu eng war. Es bedeutet, in einem geschlossenen Kreis zu leben. Es machte mir überhaupt nichts aus, was sie mit mir machen würden. Nur zu sehen, dass jemand anderes mit dir wie ein Mensch spricht, vielleicht auf dem Weg dorthin etwas im Flur zu sehen, das war mir alles wert“.

Mondher Amira - der einzige hier, der unter seinem richtigen Namen auftritt - wurde überraschend aus dem Gefängnis entlassen, bevor seine Verwaltungshaftzeit abgelaufen war. Auch heute noch weiß niemand, warum. Im Gegensatz zu vielen anderen, die gewarnt wurden und Repressalien befürchten, berichtete Amira den Kameras von der Katastrophe in den Gefängnissen und bezeichnete sie als Friedhöfe für Lebende. Mir erzählte er, dass eines Nachts eine Kt'ar-Einheit in Begleitung von zwei Hunden in ihre Zelle im Ofer-Gefängnis eindrang. Sie befahlen den Häftlingen, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und sich auf den Boden zu legen, und befahlen den Hunden, an ihren Körpern und Gesichtern zu schnüffeln. Danach befahlen sie den Häftlingen, sich anzuziehen, führten sie zu den Duschen und spülten sie angezogen mit kaltem Wasser ab. Ein anderes Mal versuchte er, einen Pfleger um Hilfe zu rufen, nachdem ein Häftling versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Die Strafe für das Rufen um Hilfe war eine weitere Razzia der Kt'ar-Einheit. Diesmal befahlen sie den Häftlingen, sich aufeinander zu legen, und schlugen mit Schlagstöcken auf sie ein. Irgendwann spreizte einer der Wärter ihre Beine und schlug ihnen mit einem Schlagstock auf die Hoden. 

Hunger und Krankheiten

Mondher hat während seiner Haft 33 kg abgenommen. Ich weiß nicht, wie viele Kilo Khaled verloren hat, der immer ein schlanker Mann war, aber auf dem Foto, das mir geschickt wurde, habe ich ein menschliches Skelett gesehen. Im Wohnzimmer seines Hauses zeigte das Licht der Lampe dann zwei tiefe Einbuchtungen an der Stelle, an der sich seine Wangen befanden. Seine Augen waren von einer roten Umrandung umgeben, die von einer Person stammte, die seit Wochen nicht mehr geschlafen hatte. An ihren dünnen Armen hing eine lose Haut, die aussah, als wäre sie künstlich befestigt worden, wie eine Plastikverpackung. Die Bluttests der beiden zeigten schwere Mangelerscheinungen. Alle, mit denen ich gesprochen habe, egal in welchem Gefängnis sie waren, wiederholten fast genau denselben Speiseplan, der manchmal aktualisiert oder eher reduziert wurde. Die letzte Version, die ich aus dem Ofer-Gefängnis gehört habe, lautete: Zum Frühstück eineinhalb Schachteln Käse für eine Zelle mit 12 Personen, drei Scheiben Brot pro Person, 2 oder 3 Gemüse, normalerweise eine Gurke oder eine Tomate, für die ganze Zelle. Einmal alle vier Tage 250 g Marmelade für die ganze Zelle. Zum Mittagessen ein Einweg-Plastikbecher mit Reis pro Person, zwei Löffel Linsen, etwas Gemüse, drei Scheiben Brot. Zum Abendessen zwei Löffel (Kaffee, nicht Suppe) Hummus und Tahini pro Person, etwas Gemüse, drei Scheiben Brot pro Person. Manchmal noch ein Becher Reis, manchmal eine Kugel Falafel (nur eine!) oder ein Ei, das meist etwas verdorben ist, manchmal mit roten, manchmal mit blauen Punkten. So. Nazar sagte mir zu diesem Thema: „Es ist nicht nur die Menge. Auch das, was bereits gebracht wurde, ist nicht genießbar. Der Reis ist kaum gekocht, fast alles ist verdorben. Und weißt du, es gibt dort sogar echte Kinder, die noch nie im Gefängnis waren. Wir haben versucht, uns um sie zu kümmern und ihnen von unserem verdorbenen Essen zu geben. Aber wenn du nur ein bisschen von deinem Essen gibst, ist es, als würdest du Selbstmord begehen. Im Gefängnis herrscht jetzt eine Hungersnot (maja'a مَجَاعَة), und das ist keine Naturkatastrophe, das ist die Politik des Gefängnisdienstes“.

In letzter Zeit hat der Hunger sogar noch zugenommen. Aufgrund der Enge findet der Strafvollzugsdienst Wege, die Zellen noch enger zu machen. Öffentliche Bereiche, Kantine - jeder Ort ist zu einer zusätzlichen Zelle geworden. Die Anzahl der Gefangenen in den Zellen, die schon vorher überfüllt waren, ist weiter gestiegen. Es gibt Abschnitte, in denen 50 zusätzliche Gefangene hinzugekommen sind, aber die Menge an Essen ist gleich geblieben. Es ist daher nicht überraschend, dass die Gefangenen innerhalb weniger Monate ein Drittel oder sogar mehr ihres Körpergewichts verlieren.

Nahrung ist nicht das einzige, was im Gefängnis fehlt, und den Häftlingen ist es eigentlich nicht erlaubt, etwas anderes als einen Satz Kleidung zu besitzen. Ein Hemd, ein Paar Unterwäsche, ein Paar Socken, eine Hose, ein Sweatshirt. Das ist alles. Für die gesamte Dauer ihrer Inhaftierung. Ich erinnere mich, dass Mondher einmal, als seine Anwältin Riham Nasra ihn besuchte, barfuß in den Besuchsraum kam. Es war Winter und in Ofer war es bitterkalt. Als sie ihn nach dem Grund fragte, sagte er nur: „Es gibt keine“. Ein Viertel aller palästinensischen Gefangenen leidet an Krätze, so eine Aussage des Gefängnisdienstes selbst vor Gericht. Nizar wurde entlassen, als sich seine Haut in der Heilungsphase befand. Die Läsionen auf seiner Haut bluteten nicht mehr, aber die Krusten bedeckten immer noch große Teile seines Körpers. „ Der Geruch in der Zelle war etwas, das man nicht einmal beschreiben kann. Wie Verwesung, wir waren dort und verwesten, unsere Haut, unser Fleisch. Wir sind dort keine Menschen, wir sind verwesendes Fleisch“, sagt er. „Nun, wie kann man das nicht sein? Die meiste Zeit gibt es überhaupt kein Wasser, oft nur eine Stunde am Tag, und manchmal hatten wir tagelang kein warmes Wasser. Es gab ganze Wochen, in denen ich nicht duschen konnte. Es dauerte über einen Monat, bis ich Seife bekam. Und wir stehen da in denselben Kleidern, denn niemand hat Wechselkleidung, und sie sind voller Blut und Eiter und es stinkt, nicht nach Schmutz, sondern nach Tod. Unsere Kleidung war von unseren verwesenden Körpern durchtränkt“.

Taoufik erzählte, dass „es nur eine Stunde am Tag fließendes Wasser gab. Nicht nur zum Duschen, sondern generell, sogar für die Toilette. In dieser Stunde mussten also 12 Personen in der Zelle alles tun, was Wasser erforderte, einschließlich der natürlichen Bedürfnisse. Natürlich war das unerträglich. Und auch, weil das meiste Essen verdorben war, hatten wir alle fast die ganze Zeit über Verdauungsstörungen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr unsere Zelle stank“.

Unter diesen Bedingungen verschlechtert sich natürlich der Gesundheitszustand der Gefangenen. Ein so schneller Gewichtsverlust führt z. B. dazu, dass der Körper sein eigenes Muskelgewebe verbraucht. Als Mondher entlassen wurde, erzählte er seiner Frau Sana, die Krankenschwester ist, dass er so schmutzig war, dass sein Schweiß seine Kleidung orange gefärbt hatte. Sie sah ihn an und fragte: „Was ist mit dem Urin?“ Er antwortete: „Ja, ich habe auch Blut gepinkelt“. „Du Idiot“, schrie sie ihn an, ‚das war kein Dreck, das war dein Körper, der die Muskeln, die er gefressen hat, wieder ausscheidet‘.

Die Bluttests fast aller meiner Bekannten zeigten, dass sie unterernährt waren und einen schweren Mangel an Eisen, wichtigen Mineralien und Vitaminen hatten. Doch selbst die medizinische Versorgung ist ein Luxus. Wir wissen nicht, was in den Krankenstationen des Gefängnisses vor sich geht, aber für die Gefangenen existieren sie nicht. Die regelmäßigen Behandlungen wurden einfach eingestellt. Gelegentlich schaut ein Krankenpfleger in den Zellen vorbei, aber es werden keine Behandlungen durchgeführt und die „Untersuchung“ besteht aus einem Gespräch durch die Zellentür. Die medizinische Antwort ist bestenfalls Paracetamol und meistens etwas wie „Trink Wasser“. Es versteht sich von selbst, dass es in den Zellen nicht genug Wasser gibt, da es die meiste Zeit kein fließendes Wasser gibt. Manchmal vergeht eine Woche oder mehr, ohne dass auch nur der Krankenpfleger im Block vorbeikommt.

Und während über Vergewaltigungen wenig gesprochen wird, muss man über sexuelle Erniedrigungen nicht sprechen - Videos von Gefangenen, die vom Gefängnisdienst völlig nackt herumgeführt wurden, wurden in den sozialen Netzwerken verbreitet. Diese Taten hätten nicht anders dokumentiert werden können als von den Wärtern selbst, die sich mit ihren Taten brüsten wollten. Die Nutzung der Durchsuchung als Gelegenheit für einen sexuellen Übergriff, oft durch das Schlagen mit der Hand oder dem Metalldetektor in die Leistengegend, ist eine fast ständige Erfahrung, deren Beschreibung immer wieder von Gefangenen, die in verschiedenen Gefängnissen waren, genannt wird.

Ich habe natürlich nicht aus erster Hand von Übergriffen auf Frauen gehört. Was ich jedoch gehört habe, und das nicht nur einmal, war der Mangel an Hygienematerial während der Menstruation und dessen Verwendung zur Erniedrigung. Nach den ersten Schlägen am Tag ihrer Festnahme wurde Mounira in das Gefängnis von Sharon gebracht. Beim Betreten des Gefängnisses durchläuft jeder eine Leibesvisitation, aber eine Leibesvisitation ohne Kleidung ist nicht die Norm und erfordert einen begründeten Verdacht, dass die Gefangene einen verbotenen Gegenstand versteckt. Eine Leibesvisitation erfordert außerdem die Zustimmung des zuständigen Beamten. Während der Durchsuchung war kein Offizier für Mounira da, und schon gar nicht ein organisiertes Verfahren zur Überprüfung eines begründeten Verdachts. Mounira wurde von zwei Wärterinnen in einen kleinen Durchsuchungsraum geschoben, wo sie sie zwangen, ihre gesamte Kleidung, einschließlich ihrer Unterwäsche und ihres BHs, auszuziehen und auf die Knie zu gehen. Nach einigen Minuten, in denen sie sie allein ließen, kam eine der Wärterinnen zurück, schlug sie und ging. Am Ende wurde ihr ihre Kleidung zurückgegeben und sie durfte sich anziehen. Der nächste Tag war der erste Tag ihrer Periode. Sie bekam eine Binde und musste damit während der gesamten Zeit ihrer Periode auskommen. Und das war für alle gleich. Als sie entlassen wurde, litt sie an einer Infektion und einer schweren Entzündung der Harnwege.

Epilog

Sde Teiman war der schrecklichste Haftort, und das ist angeblich der Grund, warum man ihn geschlossen hat. In der Tat ist es schwer, an die Beschreibungen des Grauens und der Grausamkeiten zu denken, die aus diesem Folterlager kamen, ohne den Ort als einen der Kreise der Hölle vor Augen zu haben. Aber nicht ohne Grund stimmte der Staat zu, die dort Inhaftierten an andere Orte zu verlegen - hauptsächlich nach Nitzan und Ofer. Sde Teiman oder nicht Israel hält Tausende von Menschen in Folterlagern fest und mindestens 68 von ihnen haben dort ihr Leben verloren. Allein seit Anfang Dezember wurde der Tod von vier weiteren Häftlingen gemeldet. Einer von ihnen, der 45-jährige Mahmad Walid Ali aus dem Lager Nur Shams in der Nähe von Toulkarem, starb nur eine Woche nach seiner Festnahme. Folter in all ihren Formen, Hunger, Erniedrigung, sexuelle Übergriffe, Enge, Schläge und Tod sind kein Zufall. Sie bilden zusammen die israelische Politik. Das ist die Realität.