Übersetzt von Tlaxcala
Wir sind Flüchtlinge und leben in Libyen.
Wir kommen aus dem Südsudan, Sierra Leone, Tschad, Uganda, Kongo, Ruanda, Burundi, Somalia, Eritrea, Äthiopien und dem Sudan. Wir fliehen vor Bürgerkriegen, Verfolgungen, Klimawandel und Armut in unseren Herkunftsländern. Wir wurden alle von Umständen getrieben, die über die menschliche Ausdauer hinausgingen.
Wir wollten Europa auf der Suche nach einer zweiten Chance für unser Leben erreichen und sind deshalb in Libyen angekommen. Hier wurden wir zur verborgenen Arbeitskraft der libyschen Wirtschaft: Wir legen Ziegel und bauen libysche Häuser, wir reparieren und waschen libysche Autos, wir kultivieren und pflanzen Obst und Gemüse für libysche Bauern und libysche Esstische, wir montieren Satelliten auf hohen Dächern für die libyschen Bildschirme usw.
Das reicht den libyschen Behörden offenbar nicht. Unsere Arbeitskraft reicht nicht aus. Sie wollen die volle Kontrolle über unsere Körper und unsere Würde. Was wir bei unserer Ankunft vorfanden, war ein Albtraum aus Folterungen, Vergewaltigungen, Erpressungen, willkürlichen Inhaftierungen ... wir erlitten jede mögliche und unvorstellbare Menschenrechtsverletzung.
Nicht nur einmal.
Wir wurden auf See von der sogenannten libyschen Küstenwache - finanziert von den italienischen und europäischen Behörden - gewaltsam abgefangen und dann in Gefängnisse und unmenschliche Konzentrationslager zurückgebracht. Einige von uns mussten diesen Zyklus der Demütigung zwei, drei, fünf, bis zu zehn Mal wiederholen.
Wir haben versucht, unsere Stimme zu erheben und unsere Geschichten zu verbreiten. Wir haben diese Institutionen, Politikern und Journalisten beigebracht, aber abgesehen von sehr wenigen Interessierten blieben unsere Geschichten ungehört. Wir wurden absichtlich zum Schweigen gebracht.
Aber nicht mehr.
Seit dem 1. Oktober 2021, dem Tag, an dem die libysche Polizei und das Militär in unsere Häuser in Gargaresh kamen und rücksichtslose, schwere und gnadenlose Massenrazzien gegen uns verübten. Tausende wurden willkürlich verhaftet und in unmenschlichen Konzentrationslagern festgehalten.
Am Tag danach kamen wir als Einzelpersonen und versammelten uns im UNHCR-Hauptquartier. Hier verstanden wir, dass wir keine andere Wahl hatten, als uns selbst zu organisieren.
Wir haben unsere Stimmen erhoben und die Stimmen der stimmlosen Flüchtlinge, die ständig zum Schweigen gebracht wurden. Wir können nicht weiter schweigen, solange niemand für uns und unsere Rechte eintritt.
Hier sind wir jetzt, um unsere Rechte einzufordern und Schutz in sicheren Ländern zu suchen.
Deshalb fordern wir jetzt mit unseren Stimmen:
1. Evakuierungen in sichere Länder, in denen unsere Rechte geschützt und respektiert werden.
2. Gerechtigkeit und Gleichheit unter Flüchtlingen und Asylbewerbern, die beim UNHCR in Libyen registriert sind.
3. Die Abschaffung der Finanzierung der libyschen Küstenwache, die ständig und gewaltsam Flüchtlinge auf der Flucht vor der libyschen Hölle abgefangen und nach Libyen gebracht hat, wo sie alle Gräueltaten erleiden.
4. Die Schließung aller Haftanstalten in ganz Libyen, die vollständig von den italienischen und den Behörden der Europäischen Union finanziert werden.
5. Die Behörden sollten die Täter zur Rechenschaft ziehen, die unsere Brüder und Schwestern in und außerhalb der Haftanstalten erschossen haben.
6. Die libyschen Behörden sollen die willkürliche Inhaftierung von Personen, die für das Büro des UNHCR von Belang sind, einstellen.
7. Libyen aufzufordern, die Genève-Flüchtlingskonvention von 1951 zu unterzeichnen und zu ratifizieren.
👉Wenn Sie und / oder Ihre Organisation zustimmen, unterschreiben Sie bitte hier unser Manifest.