Online-Vortrag von Ahmad Yacob, Ilmenau, am 25.3.2021
Ahmad Yacob, geboren 1986, ist ein Sohn palästinensischer Flüchtlinge in Damaskus. Er ist Ingenieur und lebt seit 2010 in Deutschland. Ahmad Yacob kämpft gegen die Ausblendung der geschichtlichen Fakten und der falschen Sicht auf die Palästinenser in der deutschen Öffentlichkeit.
„Es ist ganz leicht, die Wahrheit mithilfe eines einfachen linguistischen Tricks zu verfälschen: Man muss seine Geschichte nur mit einem "Zweitens" beginnen. Genau das hat [Jitzhak] Rabin getan. Er hat ganz einfach unterlassen, von dem zu sprechen, was als Erstes passiert ist. Wenn man seine Ge-schichte mit dem „Zweitens" beginnt, wird die Welt auf den Kopf gestellt. Wenn man die Geschichte mit dem „Zweitens“ beginnt, sind die Pfeile der Indianer die ursprüngli-chen Verbrecher und die Gewehre des wei-ßen Mannes die ausschließlichen Opfer. Es genügt, mit "Zweitens" zu beginnen, damit der Zorn der Schwarzen gegen die Weißen barbarisch wird und die verbrannten Vietna-mesen die Menschlichkeit des Napalms verletzt haben. Es genügt, mit dem „Zweitens“ zu beginnen, und meine Großmutter Umm 'Ata ist Verbrecherin und Ariel Sharon ihr Opfer.“
Mourid Barghouti, I Saw Ramallah, Random House, 2003
Die Nakba (arabisch „die Katastrophe“) ist ein historisches Ereignis, welches das palästinensische Volk bis heute zutiefst prägt. Sie bezeichnet die ethnische Säuberungskampagne Palästinas, welche im Jahr 1947/48 begann und somit der Staatsgründung Israels unmittelbar vorausging. Historisch belegt ist hierbei die Vertreibung von über 800 000 Palästinenser*innen aus dem Gebiet des heutigen Israels, das entspricht etwa 80% der damaligen dortigen palästinensischen Bevölkerung. Dabei wurden 11 Städte und über 531 Dörfer zerstört und insgesamt 78% des historischen Palästinas erobert und als Staat Israel ausgerufen. Dabei wurde nicht nur das Land eingenommen: Auch Bibliotheken, Konzertsäle, Kinos, Felder, und gleichermaßen die Häuser der Bewohner mit aller persönlichen Habe darin wurden mit Gewalt eingenommen. Innerhalb weniger Monate wurde so aus dem Volk der Palästinenser ein Heer aus mittellosen Flüchtlingen. Zahllose palästinensische Flüchtlingslager entstanden im noch nicht besetzten Gaza und Westjordanland sowie in den Nachbarländern Syrien, Libanon und Jordanien, wo sie bis heute bestehen und zu einem dauerhaften Provisorium geworden sind. Heute sind zwei von drei Einwohnern Gazas Flüchtlinge und deren Nachfahren, im Westjordanland einer von vier. Ebenso haben viele Palästinenser mit israelischem Pass die gleiche Familiengeschichte. Im vorliegenden Text wird gezeigt, dass die Ereignisse der Nakba kein versehentlicher „Unfall“ bei der israelischen Staatsgründung, sondern ein wohlgeplantes, gründlich vorbereitetes Resultat der politisch nationalen Ideologie des Zionismus sind.
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